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> Die Loreley - Heinrich Heine
> Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
> daß (sic) ich so traurig bin;
> ein Märchen aus alten Zeiten,
> das kommt mir nicht aus dem Sinn.
> Oder:
> Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
> Daß ich so traurig bin;
> Ein Märchen aus alten Zeiten,
> Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
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Beides ist richtig. In der traditionellen Dichtung wurde eher die Großschreibung gewählt. Aber es gibt KEINE Regel dieser Art. Das nennt man auch künstlerische/dichterische Freiheit 😉.
In diesem Zusammenhang zitiere ich einen Absatz aus Dirk von Petersdorffs Buch „Wie schreibe ich ein Gedicht?“ (Seite 25), um die künstlerische/dichterische Freiheit zu veranschaulichen:
Ein anderer großer Meister des Enjambements war Rainer Maria Rilke (1875–1926). Er setzte das Enjambement vor allem ein, um Bewegungen abzubilden, so im Gedicht »Das Karussell«: Mit einem Dach und seinem Schatten dreht
sich eine kleine Weile der Bestand
von bunten Pferden, alle aus dem Land,
das lange zögert, eh es untergeht.
[…]
(RBD, S. 511)
Ein langer Satz zieht sich über vier Verse, und so wird der Leser in eine Bewegung hineingezogen, die dem Kreisen des Karussells entspricht. Sie haben vielleicht bemerkt, dass Rilke auch am Versanfang klein schreibt, um diese Bewegung nicht zu stören. Brecht in der »Rückkehr« schrieb dagegen groß und hob damit den Einzelvers hervor, aber ihm ging es vermutlich auch nicht um das Erzeugen von Bewegung, sondern um die gedankliche Arbeit an Widersprüchen.