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Re: um Gottes willen - mit Komma?

Autor:Nira
Datum: Mi, 14.09.2022, 07:53
Antwort auf: Re: um Gottes willen - mit Komma? (Antonia)

>> Aber (,) um Gottes willen (,) warum denn?
>> Wo (,) um Himmels willen (,) kommen Sie denn her?
>> Dann ab (,) um Gottes willen und mit seiner Hilfe.

> Grundsätzlich werden Ausrufe (ah, oh, ach, etc.) mit Komma vom Rest des Satzes getrennt.
> Ich denke aber, dass es in deinen Beispielfällen auch ohne geht.
> Mit Kommas bist du aber auf der sicheren Seite ...

Ich bin nicht der Ansicht, dass es sich bei Einschüben wie „um Gottes willen“ um Ausrufe handelt (die allerdings auch nicht immer mit Kommas vom Rest des Satzes getrennt werden -- vgl. z. B. „O Tannenbaum“ oder „Ach du meine Güte!“) --, sondern um sogenannte (1) Schaltsätze (z. B. „Gott sei Dank“) und (2) Auslassungssätze oder unvollständige Nebensätze (z. B. „wie gesagt“ oder „wenn möglich“) oder auch (3) Partizipgruppen (z. B. „so gesehen“, „genauer gesagt“).

Alle diese Arten von Einschüben werden laut Duden gewöhnlich ohne Kommas geschrieben:

(1) Ich habe ihn[,] wer weiß wie lange[,] nicht mehr gesehen.
Er bereitet sich[,] so gut es geht[,] auf die Prüfung vor.
Ich bin[,] weiß Gott[,] nicht kleinlich.
Er blieb[,] Gott sei Dank[,] unverletzt.
(Aber nur ohne Komma:) Ich hätte Gott weiß was dafür gegeben.

(2) Er schrieb uns wie folgt: …
Ich habe wie gesagt keine Zeit. (Aber: Wie gesagt, dafür habe ich keine Zeit.)
Wie angekündigt findet die Sitzung im großen Saal statt.
Er kam wie zu erwarten zu spät.

(3) Das Testergebnis ist[,] so gesehen[,] zweifelhaft.
So verstanden[,] ist dieses Buch auch eine politische Anklage.
Wenn nötig/Wenn gewünscht liefern wir per Kurier.
Ich möchte wenn möglich schon morgen abreisen.

Beispielsätze: © DUDEN – Handbuch Zeichensetzung, 2., aktualisierte und überarbeitete Auflage. Dudenverlag, Berlin 2014.

„Um Gottes/Himmels willen“ sollte in den obigen Beispielen daher nicht durch Kommas abgetrennt werden:

- Aber um Gottes willen warum denn?
- Wo um Himmels willen kommen Sie denn her?
- Dann ab um Gottes willen und mit seiner Hilfe.

Die Bedeutung des letzten Satzes ist mir allerdings etwas schleierhaft. Wenn hier Kommas gesetzt werden, dann aber auf beiden Seiten des Einschubs:

- Dann ab, um Gottes willen, und mit seiner Hilfe.

PS. Dass Anja nur vorne ein Komma setzen möchte, liegt vermutlich an der weitverbreiteten Auffassung, dass „vor ‚und‘ keine Kommas stehen dürfen“, was natürlich in längst nicht allen Fällen der Fall ist. Aber hier steht das Komma auch gar nicht „vor ‚und‘“, sondern nach dem Einschub : )

Nira

 

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Anja -- Mo, 25.10.2010, 16:12
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Julian von Heyl -- Di, 26.10.2010, 14:34
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