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> Guten Morgen,
> muss hier nach du ein Komma stehen?
JA, weil: Satzunterbrechung
Maria, du, mein schönes Kind, sag mir, wo die Bücher sind.
Erklärung:
In diesem Satz könnte man die Anrede „mein schönes Kind“ auf den ersten Blick als eine lockere Apposition ansehen, die einem (Pro-)Nomen oder einer Nominalgruppe als eine erläuternde Zusatzinformation folgt. Man trennt eine lockere Apposition schriftlich durch Kommas und mündlich durch eine Sprechpause vom Beziehungswort.
Man kann die Anrede „mein schönes Kind“ auch als Parenthese betrachten, die den Satzfluss unterbricht. Während sich die lockere Apposition syntaktisch in den Satz eingliedert, hat die Parenthese (hier als Anredenominativ) keine syntaktische Bindung. Der parenthetische Anredenominativ wird als unabhängige Struktur in einen Satz eingeschoben und wird graphisch durch Gedankenstriche, Klammern oder Kommas vom übrigen Satz abgetrennt.
Ich tendiere zu der Lesart als Anredenominativ, weil man die Anrede „mein schönes Kind“ in diesem Satz aufgrund ihrer unabhängigen Struktur ja hinstellen kann, wohin man will:
Maria, mein schönes Kind, du, sag mir, wo die Bücher sind.
Maria, du, mein schönes Kind, sag mir, wo die Bücher sind.
Maria, du, sag mir, mein schönes Kind, wo die Bücher sind.
Maria, du, sag mir, wo, mein schönes Kind, die Bücher sind.
Ob man die Anrede „mein schönes Kind“ in diesem Satz als eine lockere Apposition oder als einen parenthetischen Anredenominativ* identifiziert, in beiden Fällen wird sie mit einem paarigen Komma abgetrennt.
* Zum parenthetischen Charakter des Anredenominativs vgl. auch Dudengrammatik (2009), Rz. 1238.