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Nicht wirklich regelmäßig gebildet ist das Wort «Tofurei», es heißt schließlich nicht «Wichtigturei», sondern «Wichtigtuerei», das «e» des Suffixes «-er» fällt nicht einfach aus. Aber «Tofuerei» ist nicht mehr so wohlklingend.
Wörter wie «fettfeindlich» statt «fettenfeindlich» oder (natürlicher) «dickenfeindlich» sind für mich zumindest gewöhnungsbedürftig. Zwar kommen Zusammensetzungen aus einem Adjektiv wie «queerfeindlich» oder «Vegan-Gegner» durchaus vor, aber ich denke da an das Nomen «Fett», außerdem ist zwar zum Beispiel «queere Bewegung» möglich, aber da ich mir unter «fette Bewegung» oder «fette Kultur» etwas anderes vorstellen würde, kommt mir auch «fettfeindlich» komisch vor. In solch aktivistischen Kreisen wird «fett» als Selbstbezeichnung gebraucht, doch «Fette» (statt «fette Menschen») ist als Personenbezeichnung vielleicht eher nicht gewünscht, es erinnert ja auch an «Fette» als Pluralform von «Fett». Dafür haben wir jetzt «fettfeindlich» …
Zum Phänomen selbst sei gesagt, dass Mobbing aufgrund von Fettleibigkeit zwar abzulehnen ist, aber die gesundheitlichen Risiken nicht geleugnet werden sollten. Ein Dorn im Auge war mir Udo Pollmer (freilich kein Linker), der meint, ernährungsbedingte Krankheiten seien in Wirklichkeit beratungsbedingte Krankheiten – als wäre die Essintuition (wenn sie nicht durch Gesundheitsbewusstsein vernebelt ist) bei jedem Menschen stets einwandfrei und könne gar nicht zu Problemen führen. Laut ihm werden Nährwerttabellen gefälscht, um grünen Salat toll und Wurst wertlos aussehen zu lassen, Ernährungsberatung sei Gewalt von Frauen gegen Frauen. «So wie es pflanzliche Ballaststoffe gibt, gibt es auch tierische, schwer verdauliche Bestandteile wie Knorpel, Sehnen und so weiter. So stand es früher auch in den Lehrbüchern. Seit Ballaststoffe allerdings gesund sind, werden die tierischen nicht mehr in den Nährwerttabellen ausgewiesen.» Welche Lehrbücher das gewesen sein sollen, erwähnt er nicht. Kollagen ist zwar schwer verdaulich und damit gewissermaßen Ballast, aber kein Kohlenhydratpolymer und damit (per Definition) kein Ballaststoff; die Unterscheidung ist, soweit ich es verstehe, aufgrund der besonderen Wirkung im Darm bedeutsam. Ein wirklicher tierischer Ballaststoff ist Chitin – das findet sich auch heute so.
Spaßeshalber sind hier noch weitere Pollmereien mit einer Entgegnung:
Er meint: «[Das Körperfett] wird bei Energiemangel nicht abgebaut, sondern verstärkt – um die Organe zu wärmen, also rund um den Bauch. […] Deshalb essen Dicke deutlich weniger als Schlanke.» Dieser dreisten Behauptung kann folgender Befund entgegengesetzt werden: «These findings demonstrate that, contrary to popular opinion, TEE in obese subjects is increased compared with their lean counterparts, and not decreased, such that individuals with a BMI in excess of 30 kg/m² have an energy expenditure approximately 25% higher that those with a BMI less than 25 kg/m². This suggests also that in order to maintain energy balance obese individuals must be eating significantly more than their lean counterparts […].»
Als wirksamste Maßnahme zur Prävention des Infarktes empfiehlt er, «ordentlich einen [zu] picheln» – so steht es bis heute in seinem Deutschlandfunk-Kultur-Artikel von damals, er ist noch nicht einmal klar als Meinungsartikel gekennzeichnet. Er bestreitet, dass Vitamin-C-Mangel Skorbut verursacht: «In den 70er Jahren wurden zur endgültigen Klärung in einer Klinik in Iowa sechs Freiwillige 99 Tage lang Vitamin C-frei ernährt. Doch die blieben gesund. So ein Pech aber auch!» Tatsächlich findet sich zu der Untersuchung jedoch das hier: «Baker and his groups studied in 1969 the development of scurvy in six male volunteer prisoners in the state of Iowa, USA and their experiment is known as the Iowa study. […] Prisoners B and Y escaped on day 54, so they were left with four prisoners. […] Within 10 days of strict deprivation of vitamin C, hyperkeratosis was present in three of the four prisoners, three had gum swelling or gum congestion or both, one had bleeding gums and two had papillary swelling. After 90 days of depletion all four prisoners had hyperkeratosis but only three had developed conjunctival lesions of clinical scurvy.» Pollmers Verdrehung geschieht ja wohl nicht ohne Absicht.
Einst habe ich ihm einen Beleg dafür verlinkt, dass FCKWs in der Ozonschicht nicht überwiegend vulkanischen, sondern menschlichen Ursprungs waren, woraufhin er sich bedankt hat – später war mein Kommentar jedoch verschwunden. Mein Eindruck ist, dass er für agrarindustrielle Interessen agitiert (siehe seine Verteidigung von Massentierhaltung etc.); der Vorsitzende des von ihm geleiteten (und dem Abnehmen eigentlich ablehnend gegenüberstehenden) Vereins vertrieb witzigerweise auch schon einmal ein Schlankheitsmittel. Pollmer: «Auch bei Gegrilltem und Gebratenem warnen Experten vor dem Verbrannten, weil darin krebserregendes Benzpyren lauern würde, das bei der Verbrennung von Holzkohle entsteht. Doch die ganze Aufregung ist wohl umsonst: Gerade das Angekohlte absorbiert bei Verzehr diese Substanzen, wie eine kanadische Untersuchung bestätigte.» Tatsächlich heißt es da jedoch: «It is postulated that reduced solubility, physical adsorption and the formation of chemical adducts between B[a]P and some food ingredients, play a sporadic, although still not well determined, role in reducing the absorption of B[a]P from the gut.» Postuliert, sporadisch, nicht gut bestimmt! Das heißt nicht, dass die Substanz dadurch völlig unschädlich gemacht wird, und auch daraus, dass die Menschheit eine Evolution mit dem Feuer hat, ist das nicht ableitbar, denn wenn das Krebsrisiko gewissermaßen erhöht ist, muss die Menschheit deswegen doch nicht ausgestorben sein. Laut Pollmer gibt es keinen soliden Beleg dafür, dass Zucker dick macht («Zucker senkt schnell und effektiv das riskante Cortisol und wirkt damit der Adipositas entgegen»), hingegen stellt er Süßstoffe als Dickmacher dar. Richtig ist, dass Süßstoffe bei der Tiermast eingesetzt werden können, um das Futter für die Tiere schmackhafter zu machen, aber letztlich ist es natürlich das Futter, welches für eine Gewichtszunahme sorgt, und das heißt nicht, dass kalorienfreie Süßstoffe dicker machen als kalorienhaltiger Zucker.