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Der katholische Philosoph Tomás Bogardus (datiert auf 2026, schon 2025 erschienen) hat mir zu denken gegeben und zu einer Einsicht geführt, die direkt im folgenden Absatz verarbeitet ist. Eine kleine Analyse. («Aguaman» ist eine Anspielung auf eine Diskussion zwischen ihm und Vaush. 🤣)
Wir hatten schon ein Wort für Wasser, bevor wir dessen chemische Struktur kannten; die Wortbedeutung kann durch Zeigen fixiert werden. Aber bevor die Struktur bekannt war, fiel schweres Wasser unter «Wasser»? Ein naiver Standpunkt könnte sein, dass es damals keine ausreichenden linguistischen Daten gab, um das zu bestimmen (Unterbestimmtheit), und wir uns erst im Nachhinein darauf verständigt haben, dass mit zusätzlichen Neutronen in Atomen immer noch vom gleichen «chemischen Stoff» gesprochen werden kann. Dagegen kann eingewendet werden, dass das nicht bloß ein historischer Zufall ist, sondern aufgrund der Ähnlichkeit naheliegt und ohne einen triftigen Gegengrund automatisch davon auszugehen ist; wenn das Wort «Wasser» bei verschiedenen Aggregatzuständen herhalten kann, dann eben auch bei schwerem Wasser als Isotopolog.
Auf ähnliche Weise kann der Standpunkt vertreten werden, dass zwar auch vor der Entdeckung von Gameten von Geschlechtern die Rede war, deren Natur aber dennoch in den beiden Gametentypen zu finden ist. Sind «männlich» und «weiblich» als Adjektive zur Beschreibung von Lebewesen (Steckverbinder usw. seien ausgeklammert) wirklich eindeutig? Bogardus vertritt eine Eindeutigkeitshypothese:
This simple Univocity Hypothesis is, it seems to me, natural and plausible. […] It explains any inclination we have to think that sentence (5) is a contradiction (“Joe is male, but Joe isn’t male”), and that sentence (6) is redundant (“Joe is male, and also Joe is male”). It explains any inclination we have to think that sentence (15) above—“Gene and Envo are male”—is natural and felicitous.
Ich würde zumindest sagen, dass Konstruktionen wie «hormonell männlich» oder «chromosomal männlich» keine Bedeutungen des Adjektivs «männlich» an sich darstellen und auch nicht für unterschiedliche Arten von Geschlecht stehen. Etwas anderes ist die Frage, ob es neben der Bedeutung, die Bogardus im Sinn hat, eine weitere gibt, die sich nicht allein auf Chromosomen oder allein auf Hormone stützt, sondern etwa auf phänotypische Ähnlichkeit (in einer für den Kontext relevanten Art und Weise) zu Organismen derselben Spezies, die wirklich Keimzellen einer bestimmten Art produzieren, und in besonderen Kontexten greift – den Test «Joe ist männlich, aber nicht männlich» halte ich zum Ausschluss von so einer Mehrdeutigkeit für irreführend, weil wir es hier mit einem einzelnen Satz zu tun haben und nicht mit mehreren Sätzen, die in unterschiedlichen Kontexten fallen.
Nach Bogardus ist ein männlicher Organismus ein Organismus mit der Funktion, Spermien zu produzieren. Da die Funktion nicht erfüllt werden muss (sondern auch etwas schiefgehen kann), kann die Frage gestellt werden, inwieweit Menschen einer biologischen Sache eine Funktion geben können, und da stellt er sich auf den Standpunkt, dass die bloße Absicht nicht ausreicht, sondern eine Strategie mit einer genügend hohen objektiven Erfolgswahrscheinlichkeit, dass die Sache entsprechend funktioniert, eingeschlagen werden muss.
Now, in the event that we do this—if we transform some E. coli to fabricate spider-silk precursors—what is the function of those E. coli? If the transformation doesn’t take and the E. coli fail to produce spider-silk precursors, but instead function as they would in the wild, in nature, are the E. coli malfunctioning? I’m sure the researchers would consider this a malfunction, a failure. […] That’s the puzzle. And it’s a difficult one. But a few things are clear. […] Evidently, […] in order for humans to give some biological entity a function, mere intention is not enough. What seems to be required is that humans undertake some strategy with a sufficiently high objective probability of success. […] If we take a sober look at current medical technology, I think we have to admit that the medical interventions currently available to us to try to change a person’s sex have virtually no hope of actually succeeding in that.
Ich bin geneigt, ihm beim biologischen Begriff zuzustimmen, das hat aber folgende Konsequenz: Selbst wenn im Labor eine Frau, die eine radikale Hysterektomie hinter sich hat, exakt (!) nachgebildet werden könnte, wäre das Replikat nicht weiblich, wenn die Strategie mit (ontischer) Garantie zu so etwas führt. Für mich bestätigt das nur, dass eine Unterscheidung zwischen biologischem und sozialem Geschlecht sinnvoll ist (siehe auch: biologische vs. Adoptiveltern), denn es gibt Situationen, in denen es nicht auf eine evolutionär-historische Erklärung ankommt, sondern schlicht auf den gegenwärtigen Zustand.
NB: Von manchen werden die Veränderungen durch Hormonbehandlung und OP als oberflächlich/kosmetisch hingestellt und zum Beispiel auch das Stillen durch induzierte Laktation in gebürtigen Männern als Kindesmissbrauch, aber abseits der Gonaden, die ja entfernt werden können, sind viele Geschlechterunterschiede beim Menschen nun einmal hormonell bedingt. Zur Sache mit dem Stillen ist die Studienlage klein, aber anscheinend ist das unter Umständen mit der induzierten Laktation in weiblich geborenen Pflegemüttern ohne vorangegangene Schwangerschaft vergleichbar, Bedenken hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen von Domperidon als Galaktagogum würden auch da gelten und betreffen kaum das Baby, da nur sehr wenig über die Milch übertragen wird. «Weimer et al. assessed their participant’s milk and found values of fat, lactose, protein and calorie were comparable and even higher than those in term milk produced by cisgender women. They did not assess micronutrients and bioactive factors [11].»
Should non-Catholics refer to priests as ‘Father’? […] Rachel Dolezal—who is Caucasian by ancestry but who identifies as black—would prefer that you refer to her with her new name, ‘Nkechi Amare Diallo’, and that you say that she is black. Should you participate in those practices? I think it’s clear that the answer to all these questions is ‘no’, and especially clear that one is not obligated to participate in these practices which violate one’s conscience, or one’s deeply held beliefs. Even if one would, strictly speaking, not be asserting anything false by adopting Dolezal’s proposed Igbo and Fulani names, one has strong reason not to approve or participate in a view of the world that one repudiates.
(Diallo verwendet auch ihren alten Namen noch.) Ich würde da unterscheiden: «Seine Heiligkeit» ist kein normaler Namensbestandteil, wenn aber jemand von seinen Eltern aus religiösen Gründen «Mohammad» genannt wurde und diesen Namen trägt, so bedeutet die Verwendung des Namens ja noch keine Unterstützung der Religion. Analog dazu: Auch wenn Diallo sich selbst den Namen gegeben hat, so heißt sie jetzt eben so (es ist sogar ihr bürgerlicher Name). Bei Pronomen kann Leuten auch eine Wahl gelassen werden, weil sie ein normaler Bestandteil sind, wenn es darum geht, über jemanden zu reden, und es werden ja auch Schiffe «sie» genannt. Umso mehr leuchtet das ein, wenn ein grammatikalisches Geschlecht vorliegt: Jemand, der früher einen maskulinen Namen trug, kann sich einen femininen Namen geben, so dass das Pronomen «sie» nach dem Genus des Namens stehen kann.