korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> Ich kenne aber dieses Gefühl sehr gut: Jetzt habe ich mir eine
> ungewöhnliche Formulierung ausgedacht, einfach genial, und jetzt
> soll ich mein Baby weggeben, bloß weil es nicht besonders
> verständlich ist. Soll der Leser sich doch ein bisschen
> anstrengen! - Tut er aber nicht. ; —)

Ja, das ist gemein, wenn man so einen Satz hat. Der kann sogar gut, treffend und verständlich formuliert sein, aber wenn er aus dem Rest des Textes zu sehr herausfällt, wenn er den Sprachfluss irritiert, dann ist er für sich genommen vielleicht sehr gut, im Textzusammenhang aber nicht. Ich formuliere diese Sätze inzwischen so lange gnadenlos um, bis ich eine zufrieden stellende Alternative gefunden habe. Der Satz ist dann vielleicht nicht so aufsehenerregend wie der ursprüngliche, doch objektiv betrachtet, ist er besser. Solche Formulierungen, die aus dem Gesamttext herausstechen, wirken oft aufgesetzt und zu sehr gewollt, und einen Text durchgängig so zu schreiben, ist auch selten machbar. Ich nenne jetzt keinen Titel, aber ich lese gerade ein Buch, in dem es immer wieder solche Sätze und Formulierungen gibt. Sie haben zwar Witz und es sind wahrscheinlich auch diese Sätze, die mich noch ein wenig bei der Stange halten, denn es ist ansonsten eher langweilig, aber jetzt, da ich die Hälfte gelesen habe, denke ich immer öfter: Nun, wenn das alles ist, dann kaufe ich mir ganz bestimmt nicht die Fortsetzung. Sprachliche Pointen sind zwar schön, aber einfach hier und dort über die Seiten gestreut, machen sie noch keinen guten Text oder eine gute Geschichte, vor allem, wenn sie gewollt klingen.

Gruss
Karin