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> Dein Rat bezog sich nun aber auf folgenden Satz des Fragers:
> Der Kurs stürzte ab und hat sich bis heute nur langsam
> erholt. Nun würde mich interessieren: In welcher Art Text
> müsste dieser Satz denn stehen, damit man ihn allen Ernstes in
> der von dir vorgeschlagenen Form: Der Kurs stürzte ab und
> erholte sich bis heute nur langsam durchgehen lassen könnte?
> In einem Geschäftsbrief? In einer Doktorarbeit?
Es gibt überhaupt keinen Grund, innerhalb dieses Satzes zwei verschiedene Vergangenheitstempora zu benutzen. Selbstverständlich ist der Satz komplett im Präteritum korrekt und meiner Meinung nach auch stilistisch am besten.
> Oder das Beispiel, das ich in meinem anderen Beitrag nannte:
> Die Krise liegt mittlerweile zwei Jahre zurück, doch die
> Politiker haben offenbar nichts daraus gelernt.
Hier liegt der Fall anders, denn es gilt einen Satz im Präsens mit einem weiteren zu kombinieren, der ein Vergangenheitstempus aufweist. Da die Kombination Präsens/Präteritum im allgemeinen unüblich ist, wählte man das Perfekt.
> Mir scheint, das mit dem Gegenwartsbezug ist vielleicht doch
> nicht ganz so abwegig. Es ist schon lange her, aber ich kann
> mich nicht erinnern, dass du mir damals einen Beleg liefern
> konntest für diese linguistischen Erkenntnisse.
Was soll ich denn tun? Soll ich tagelang nach wissenschaftlichen Abhandlungen im Internet suchen? Ich könnte dir Sprachwissenschaftler nennen, die sich mit diesem Spezialgebiet beschäftigt haben. Aber hilft dir das wirklich weiter?
> Dass die von dir genannte These Eingang in die Schulgrammatiken
> gefunden hat, kann ich so auch nicht bestätigen.
Von Schulgrammatiken sprach ich nicht, sondern von aktuellen Lehrwerken für das Fach Deutsch, mit denen ich mich regelmäßig beschäftigen muss. Alle neuen Unterrichtswerke - unabhängig vom Verlag - haben mittlerweile die von mir erläuterten Auffassungen zu den Tempora eingearbeitet, einige davon "schon" vor zehn Jahren. Nirgendwo, wirklich nirgendwo wird noch von einem Gegenwartsbezug des Perfekts geschrieben. Und niemand bedauert es mehr als ich, dass gängige Grammatiken immer noch auf dem Stand von vor 30 Jahren sind.
In einer früheren Diskussion hier im Forum bezog ich mich in einem Beispiel auf einen Unfallbericht, um meine Position zu verdeutlichen. Das wiederhole ich gern noch einmal: Ein Unfallbericht ist ein formeller Text, der sich mit einem vergangenen Geschehen beschäftigt, dessen Auswirkungen oft leider bis in die Gegenwart reichen. Nach deiner und Karlas Meinung müsste jetzt wohl das Perfekt angebracht sein, denn das arme Unfallopfer sitzt vielleicht mit einem gebrochenen Bein und Schmerzen am PC und schreibt seinen Bericht über einen Unfall, der erst zwei Tage her ist. "Ich bin mit meinem Fahrrad die Schmiedestraße entlang
gefahren in Richtung XY. An der Kreuzung yyy ist mir dann der Autofahrer aaa ins Fahrrad gefahren, obwohl ich von rechts gekommen bin und Vorfahrt gehabt habe. ..."
Nee, oder? Präteritum will ich hier lesen und sonst gar nichts, ansonsten hörte es sich an wie ein Grundschüleraufsatz.
Gruß von Kai