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Re: Rahmenbedingungen freiberuflicher Korrektoren

Autor:Volker
Datum: Do, 04.04.2013, 16:05

"Lohndumping" ist das richtige Wort. Es gibt leider viel zu viele "Kollegen", die sich zu einem viel zu niedrigen Preis verkaufen (meist auch entsprechende Arbeit abliefern) und unsere Preise kaputtmachen.

Ich habe früher für Studenten gearbeitet, mache das aber heute gar nicht mehr. Grund: die viel zu niedrige Bezahlung. Und eine Alles-für-lau-Mentalität. Klar, wer studiert, der muss sparen. Aber trotzdem haben Waren und Dienstleistungen ihre Preise, und wieso soll ich für einen Dumpinglohn arbeiten? Und dann, wie auch du es beschreibst, einen "dahingeschmierten" Text korrigieren, weil der liebe Herr Student nicht einmal grob drübergelesen hat?

Wenn ich einen Kunden nicht kenne, verlange ich grundsätzlich vorher einige repräsentative Seiten des Textes, um auf dieser Grundlage ein Honorar anzubieten. Außerdem kläre ich zusätzliche Arbeiten (Formatierung, Index) ab und berücksichtige sie im Preis. Der Kunde akzeptiert diesen Preis entweder - oder eben nicht! Wenn ihm der Preis zu hoch erscheint, soll er sich woanders umsehen. Ist es ein größeres oder sehr interessantes Projekt, nehme ich mir eventuell ausführlich die Zeit, zu erklären, warum ich nicht "runtergehen" kann. Einige verstehen es dann und sind bereit, den geforderten Preis zu zahlen - die anderen sollen sich jemand anders suchen!

Ich bin nicht bereit, Abstriche bei der Qualität meiner Arbeit zu machen. Dazu benötige ich aber ausreichend Zeit für jeden Auftrag. Und diese Zeit kann ich mir nicht nehmen, wenn jemand nur einen Hungerlohn zahlen will.

Den Preis und die Auftragsbeschreibung (geschätzte Seitenzahl, Abgabetermin, nur Korrektorat, auch stilistisches Lektorat, auch inhaltliches Lektorat, Erstellung eines Index/Abbildungsverzeichnis, Formatierung ...) halte ich schriftlich fest. Der Preis ist entweder ein Seitenpreis oder ein Gesamtpreis, oder er setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen (Korrektorat pro Seite, Abbildungsverzeichnis für einen Festpreis, Formatierung nach Stunden). Wenn sich dann während der Bearbeitung etwas ändern sollte, ist die Grundlage vorhanden - ob es mehr Seiten werden, ob aus einem reinen Korrektorat doch ein Lektorat wird, ob plötzlich zusätzlich einige Textteile übersetzt werden müssen o. Ä. Dann kann ich dem Kunden mit Hinweis auf die Auftragsbeschreibung, evtl. mit Bezug auf die Probeseiten, freundlich, aber bestimmt klarmachen, dass sich der Preis ändert.

Ich finde das fair, für beide Seiten. Der Kunde möchte natürlich vorher ungefähr wissen, was ihn das Ganze kosten wird. Ich möchte sicher sein, dass meine Arbeit auch honoriert wird. Probeseiten und eine wenn nötig ausführliche Auftragsbeschreibung helfen dabei beiden Seiten!

Allerdings ist es bei mir auch so, dass ich Firmenkunden habe, also schon seit Jahren nicht mehr auf Studenten angewiesen bin. Darum fällt es mir also leichter, solche Aufträge einfach abzulehnen, wenn der Kunde kein angemessenes Honorar zahlen will oder kann.

Meine Erfahrung ist außerdem: Diejenigen, die von Anfang an den Preis drücken wollen, sind meistens die schwierigsten Kunden. Für mich ist das meist ein Zeichen dafür, dass der potentielle Kunde unsere Arbeit nicht schätzt und nicht sehen will oder kann, was dahintersteckt. Umso wahrscheinlicher, dass es hinterher Ärger gibt, z. B. mit der Bezahlung. Manchmal ist einfach ein wenig Aufklärungsarbeit nötig ("Ja, auch einen fast fehlerfreien Text muss ich Wort für Wort lesen und kann nicht einfach 'mal eben drüberfliegen'"), aber wenn es eine große Diskussion um den Preis gibt, erspare ich mir diese und den später wahrscheinlich folgenden Ärger einfach und lehne den Auftrag ab.

 

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