korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> Du wirst jedem, der versucht, die deutsche Sprache in Regeln zu
> fassen, viel Blödsinn nachweisen können – und je weiter sich
> jemand aus dem Fenster lehnt, desto mehr Blödsinn. Den Duden
> häufig als Referenz zu nutzen, heißt nicht unbedingt, ihm damit
> jedes Mal Reverenz zu erweisen.

Es gibt durchaus Sprachkundige, bei denen mir noch keine Fehler ins Auge gefallen sind. Natürlich kann in der Dudenredaktion nicht jeder ein Ausnahmewissenschaftler sein, deshalb moniere ich beim Duden nicht Fehler, sondern eklatanten Blödsinn. Der hat in einem Standardnachschlagewerk nun wirklich nichts zu suchen.

> Klar liegt Kai manchmal falsch, ich auch. Wobei deine Punktsiege
> allerdings oft von der Art sind, dass du um die halbe Welt
> reist, um einen schwarzen Schwan aufzutreiben, sobald du
> jemanden sagen hörst, dass alle Schwäne weiß sind – ich
> erinnere nur an "das Körperteil".

Ich greife das Beispiel gerne auf, denn erstens war mir die gängige Verwendung sofort bewußt, und schon ein kurzer Googlevergleich bestätigte mich: "das Körperteil" ist drei-, viermal so häufig wie "der Körperteil". (Du willst nicht behaupten, die meisten Schwäne seien schwarz, oder?) Mir den Sinn des unterschiedlichen Gebrauchs klarzumachen, dauerte ein wenig länger, aber um die halbe Welt reisen mußte ich dafür nicht. Im Gegenteil – ein Klick mehr, und ich wäre gleich bei Sick gelandet und hätte mir sogar die Mühe des eigenen Gedankengangs sparen können.

> Zu 90 Prozent geht es hier allerdings um Fragen, bei denen wir
> sowieso alle die Antwort locker aus dem Ärmel schütteln können.
> Und letztlich geht es um diese 90 Prozent. Ich habe stets viel
> Respekt vor Wissen – über das du zweifelsohne in nicht
> geringem Maß verfügst –, aber noch mehr Respekt habe ich vor
> der Bereitschaft, Wissen auf freundliche Weise zu teilen. Und
> genau dafür ist dieses Forum da.

Wie schon gesagt, finde ich das Forum eigentlich gut und nützlich. Etwas stört mich aber. Gerade bei den bewußten 90 Prozent geht die Unsicherheit mit dem Gefühl einher, einem ebenso mysteriösen wie repressiven Regelwerk gehorchen zu müssen. Diese Unsicherheit wird durch oberlehrerhaftes Herleiern von Vorschriften nur verstärkt. Ich sage nicht, daß auf Regeln verzichtet werden könne; es geht um den Blickwinkel: der Schreiber hat nicht den Regeln zu dienen, sondern die Regeln dem Schreiber. Mit der Verbreitung dieser Grundhaltung wäre allen (außer vielleicht den Reformzuchtmeistern) geholfen.

Vielleicht schaue ich irgendwann mal wieder rein.

Grüße, Kjeld