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Duden-Newsletter vom 8. September 2006

Autor:Julian von Heyl
Datum: Sa, 09.09.2006, 15:33

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+++ Duden-Sprachberatung +++

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Liebe Leserin, lieber Leser,

der Sommer neigt sich schon wieder dem Ende zu und für viele
kommt die ideale Zeit, um auf herbstlichen Stoppelfeldern
einen bunten Drachen steigen zu lassen. Ob es nun aber ein
"Drache" oder ein "Drachen" ist, der sich hierzu am besten eignet,
bringt manchen ins Grübeln. Wir sagen Ihnen, was das Besondere
an dieser und anderen substantivischen Doppelformen ist.

Namen sind bekanntlich Schall und Rauch (woher dieser Satz
stammt, lässt sich übrigens im Newsletter vom 28.11.2003
nachlesen: http://www.duden.de/service/newsletterarchiv/2003/031128.html),

dennoch kann man kaum umhin zuzugeben, dass manche Namen
klangvoller sind als andere. Lesen Sie, woher einige dieser
Namen stammen.

Abschließend werfen wir wieder einen Blick auf die seit dem
01.08.06 gültige Rechtschreibung und haben die Regeln zur
Schreibung von festen Begriffen für Sie nachgeschlagen.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Ihre Duden-Sprachberatung

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Was Sie schon immer wissen wollten
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Substantivische Doppelformen

Anders als früher unterscheidet man heute zwischen der Form "der
Drache" (im Genitiv: "des Drachen") und der Form "der Drachen"
(im Genitiv: "des Drachens"). "Der Drache" hat die Bedeutung
"geflügeltes Fabelwesen, Lindwurm", während "der
Drachen" das oben erwähnte Fluggerät meint, interessanterweise
aber auch für eine zanksüchtige Person (meist weiblichen
Geschlechts!) steht. Es heißt also nicht "der Hausdrache", was
im Hinblick auf das tendenziell unsympathische Fabeltier ja
durchaus logisch erscheinen würde, sondern "der Hausdrachen".
Eine Rolle spielt die Unterscheidung zwischen diesen beiden
Substantivformen allerdings nur im Nominativ und Genitiv Singular,
denn alle übrigen Kasus stimmen ohnehin überein.

Neben dem Drachen gibt es noch eine ganze Reihe weiterer
Substantive, die solche Doppelformen aufweisen. Beispiele sind
etwa "Name/Namen", "Wille/Willen", "Glaube/Glauben" oder "Gedanke/
Gedanken". Bei diesen Substantivpaaren wird häufig der Form ohne
-n der Vorzug gegeben, die 2. Form wird als veraltet empfunden.

Bei den meisten dieser Beispiele gibt es zwischen den beiden
Formen keine Bedeutungsunterschiede. Ausnahmen sind allerdings
neben dem erwähnten Drachen auch die Paare "Friede/Frieden" und
"Funke/Funken".
In der Bedeutung "Nicht-Kriegszustand" werden beide Nominative
ohne stilistischen Unterschied gebraucht: "Noch bestand Friede
zwischen den beiden Ländern." "In den Kolonien herrschte wieder
Frieden." In der Bedeutung "Harmonie, Ruhe" verwendet man dagegen
ausschließlich die Form "Friede": "Der Friede im Verein muss
wiederhergestellt werden."
In der Grundbedeutung "glimmendes, glühendes Teilchen" lässt sich
sowohl "der Funke" als auch "der Funken" einsetzen, wobei die Form
ohne -n deutlich häufiger ist. Sie wird auch in übertragener
Bedeutung gebraucht: "der göttliche Funke". Die besondere Bedeutung
"ein geringes Maß von" hat wiederum "der Funken": "Sie hat keinen
Funken Anstand im Leib."

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Hätten Sie's gewusst?
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Latinisierung von Familiennamen

Der Familienname ist für uns heute unverrückbarer Bestandteil
unserer Identität. In früheren Jahrhunderten war dies allerdings
nicht der Fall, Umbenennungen waren durchaus möglich.

In Deutschland kam der lange Prozess der Ausbildung fester,
erblicher Familiennamen erst im Jahr 1874 mit der Einführung des
Standesamtes zu einem Abschluss. So war es beispielsweise in den
Zeiten des Humanismus in gebildeten Kreisen sehr beliebt,
deutsche Namen ins Lateinische oder auch Griechische zu übersetzen
oder sie mit einer entsprechenden Endung zu versehen. Noch heute
zeugen viele unserer Familiennamen von dieser Modeerscheinung.
Lateinische Übersetzungen deutscher Namen sind etwa die Namen
Sartor bzw. Sartorius für Schneider oder Schröder, Molitor für
Müller bzw. Möller, Praetorius (lat. Vorsteher, Statthalter) für
Schultheiss, Schulze oder Scholze. Namen wie Jacobi oder Wilhelmi
sind lateinische Entsprechungen von Jakobs oder Wilhelms.

Manche Namen erhielten damals durch schlichtes Anhängen der Endung
-ius sozusagen einen "klassischen" Anstrich: So wurde etwa aus Dehl,
einer Kurzform von Dietrich, der Name Delius, aus Mathes wurde
Mathesius.

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Für Sie nachgeschlagen
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Groß- und Kleinschreibung von festen Begriffen

1. Es gibt Wortgruppen (feste Begriffe), die keine Namen sind, obwohl
sie oft als Namen angesehen werden. Hier schreibt man die Adjektive in
der Regel klein:

italienischer Salat, künstliche Intelligenz, das schwarze Schaf,
das neue Jahr, die mittlere Reife, der olympische Gedanke

2. Ausnahmen bilden folgende Fälle:

- Titel und Ehrenbezeichnungen: Königliche Hoheit
- Amtsbezeichnungen: Erste Vorsitzende (als Amtsbezeichnung, sonst:
erste Vorsitzende)
- besondere Kalendertage: Weißer Sonntag, Heiliger Abend
- historische Ereignisse und Epochen: der Westfälische Friede

3. Adjektive, die mit dem folgenden Substantiv einen idiomatisierten
Gesamtbegriff bilden, können auch großgeschrieben werden.
Die Kleinschreibung der Adjektive ist auch hier der Regelfall, in einigen
Fällen hat sich die Großschreibung aber im Schreibgebrauch verfestigt:

- das gelbe oder Gelbe Trikot
- der letzte oder Letzte Wille
- das zweite oder Zweite Gesicht
- die aktuelle oder Aktuelle Stunde

Vorwiegend in Großschreibung: die Erste Hilfe, die Große Kreisstadt

In der Botanik und Zoologie werden die deutschen Bezeichnungen der Arten,
Unterarten und Rassen konsequent großgeschrieben:

- das Fleißige Lieschen (Impatiens walleriana)
- die Schwarze Mamba (Dendroaspis polylepis)

Aus: Duden 1 - Die deutsche Rechtschreibung, 24. Auflage, Mannheim 2006.

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