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Re: Tja: Estrogen und Molybdän, Glykose(n) und Glukose

Autor:Ivan Panchenko
Datum: Mo, 15.01.2024, 23:44

Hier aus dem Vorwort zur deutschen Fassung der zweiten Ausgabe der anorganischen Nomenklaturregeln (1975): «Ein besonderes Problem bei der Übertragung der englischen Namen ins Deutsche liegt darin, daß den Regeln zufolge die Reihenfolge der Bestandteile von Verbindungen in den Namen mehr als bisher durch das Alphabet bestimmt sein soll, so auch die Reihenfolge der Liganden in Namen von Komplexverbindungen. Das würde in vielen Fällen bedeuten, daß die Reihenfolge im Englischen und Französischen anders ist als im Deutschen, was insbesondere bei Komplexverbindungen zu störenden Unterschieden im Namen führen würde. […] Um von deutscher Seite aus Schritte für eine […] Angleichung zu tun, hat die Kommission nicht nur für die Radikale Methyl, Äthyl, Phenyl usw. die im Englischen üblichen Abkürzungen Me, Et und Ph übernommen, sondern auch die Schreibweise Ethyl anstelle von Äthyl (und entsprechend Ethan, Ethylen usw.) empfohlen. Dies kann natürlich nur ein Versuch sein, aber die Kommission ist überzeugt, daß er von den Fachkollegen angenommen werden wird und daß man auch in der organischen Chemie in absehbarer Zeit vom Ä zum E übergehen wird. […] Die lateinischen (griechischen) Bezeichnungen Hydrogen, Carbon, Nitrogen und Oxygen entsprechen den Symbolen und sind zudem in zahlreichen Sprachen üblich. Die Kommission ist daher der Meinung, daß diese Namen als gleichwertig mit den deutschen Bezeichnungen zugelassen sein sollten, und sie möchte sogar dazu ermutigen, sie in der wissenschaftlichen Literatur zu nutzen.»

Selbst wenn ein Bestandteil mit integrierter Schreibweise die Reihenfolge-Problematik nicht aufwerfen sollte, wäre eine Internationalisierung der Schreibweise konsequent, aber es gibt bei Ausgängen sowieso Unterschiede, zum Beispiel: Iod vs. (englisch) iodine vs. (französisch) iode. Da ergibt es für mich durchaus Sinn, das -än unangetastet zu lassen (Molybden ist, wohlgemerkt, nicht einmal als Alternative aufgeführt).

Für das nun als Rutherfordium bekannte Element 104 wurde einst der Name курчатовий (russisch) vorgeschlagen und war zeitweise in Gebrauch. Als deutsche Schreibweise findet sich Kurtschatovium, also einerseits tsch wie in deutscher Transkription und andererseits v wie in englischer/französischer Transkription; aber ch gibt es in deutscher Sprache nun einmal nicht als latinistisches Äquivalent von englischem ch, außerdem gehen englische und französische Transkription an dieser Stelle auseinander (Kurchatov vs. Kourtchatov).

 

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Tja: Estrogen und Molybdän, Glykose(n) und Glukose
Ivan Panchenko -- So, 14.1.2024, 17:20
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