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Liebes "Komitee für internationale kleinschreibung von substantiven",
interessant ist, daß Sie sich "Komitee" nennen. Von wem wurden Sie eingesetzt?
Interessant ist weiterhin, daß Sie von "orthographischer Repression" sprechen. Ich versichere, daß ich bezüglich orthografischer Fragen bisweilen Unsicherheit verspüre, aber deswegen noch nie auf die Idee gekommen bin, daß ich dadurch Repressalien ausgesetzt wäre.
Was bei solchem Reform-Eifer leider immer vergessen wird, ist die Notwendigkeit einer gewissen Kontinuität. Wer hat denn Lust, sich von Heute auf Morgen an ein neues Schriftbild zu gewöhnen? Die Änderungen kommen eh, aber sie kommen allmählich, so daß ich meine alten Bücher nicht alle wegschmeißen muß, weil sie mich ob ihrer, nach der Reform, 'falschen' Schreibweise ärgern. Zur Zeit ärgert mich nur der Reform-Eifer.
Äußerst interessant ist, daß Sie von "orthographischer" und nicht von "orthografischer" Repression sprechen. Das nämlich -- die Ersetzung des "ph" durch "f" -- ist eine jener kleinen Änderungen, die man hinnehmen kann, ohne sich ab sofort an völlig neue Schreibweisen gewöhnen zu müssen. Schon lange schreibt kaum jemand mehr "Telephon", sondern man schreibt "Telefon".
Sprache und ihre Rechtschreibung ändern sich stets, aber das geschieht in kleinen Schritten. Wir können es getrost dabei belassen -- denn so dämlich können auch die Deutschsprachigen nicht sein, daß sie sich die wichtigsten orthografischen Regeln nicht merken könnten. Die Ausnahmen der Regeln sind bisweilen verzwickt, und da scheitert jeder von uns bisweilen. Aber auch diese Ausnahmen sind nicht von einem Komitee ersonnen, sondern historisch gewachsen.
Überlassen wir Sprache wie Rechtschreibung doch einfach der natürlichen Entwicklung und propfen ihnen nicht irgendeinen eigenbrötlerischen Reformeifer auf, der eh nicht allzu viele Freunde findet. Denn was auch nicht selten vergessen wird: Neben allen Mitkämpfern für eine neue Orthografie, die einer Reform Recht geben und in den Chor einstimmen, gibt es einen Haufen Leser und Schreiber, die darüber nur die Schulter zucken und den Eifer kaum für wert erachten. Das führt dann dazu, daß die eifrigen Miteiferer eifrig ihre Stimme erheben, aber die anderen nur stillschweigen und müde dazu lächeln.
Mit einem müden Lächeln,
Karla Kräuschen