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> Was in anderen Sprachen mühelos funktioniert, muss im Deutschen nicht automatisch funktionieren.
> Die Engländer können sich eine weitgehende Kleinschreibung leisten (und noch einiges mehr), weil sie
> recht rigide Regeln der Satzstellung haben.
Die alten Römer konnten es sich trotz ihrer extrem freien Satzstellung leisten, weil sie mehr unterscheidbare Beugungsendungen hatten. Manch andere Sprachen (z. B. Russisch) kennen keine Artikel, da muss der arme Schreiber nicht mehr überlegen, ob es "die Mond" oder "das Mond" heißt. Wieder andere Sprachen (z. B. Spanisch) haben für das Verb "sein" zwei unterschiedliche Wörter, je nachdem, ob der beschriebene Zustand prinzipiell veränderbar ist oder nicht. In allen Sprachen (Esperanto vielleicht ausgenommen) findet man Differenzierungen, die man theoretisch "einebnen" könnte, um es den Schreibern leichter zu machen. Man muss aber immer die Sprache als Ganzes betrachten, und nicht nur einzelne Merkmale.
Und so ganz nebenbei: Wir wissen ja gar nicht, ob die Engländer nicht besser zurande kämen, wenn sie die Großschreibung von Substantiven hätten.
> Aber schon beim Lesen habe ich so meine Zweifel.
Eigentlich sollte das Hauptziel sein, das Lesen zu erleichtern, denn fast jeder Text wird öfter gelesen als geschrieben, und die meisten Menschen schreiben ohnehin nur selten etwas.
> Es gibt ja auch diese (gefakte) Untersuchung zu Texten, bei denen Buchstaben im
> Wortinneren durcheinandergewirbelt wurden und die man dennoch lesen kann. Man kann sehr vieles
> lesen. Aber es ist unter Umständen recht anstrengend.
Dieter E. Zimmer berichtet von einer Untersuchung mit Niederländern, die Texte in ihnen ungewohnter Groß-/Kleinschreibung besser lesen konnten als in ihrer üblichen Kleinschreibung. Das ist besonders deshalb interessant, weil Niederländisch und Deutsch recht ähnlich sind.
Übrigens ist das Schreibenlernen für manch andere Landsleute viel schwerer als für uns: Für Franzosen ist es geradezu ein Schock und für Chinesen eine Mühsal. Trotzdem ist es in jedem Land in der Schule zu schaffen, also sollte man es auch in deutschen Schulen schaffen können.
Rolf Keller