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> Deinen Verweis auf § 76 kann ich im Falle von ohne zu
> zögern zumindest nachvollziehen, aber sicher sind wir uns
> einig, dass anstatt zu schimpfen nicht als formelhaft
> angesehen werden kann.
Dem stimme ich zu – und in der Tat kommt die Dudenredaktion hier zu seltsamen Ergebnissen. Der Zufall will es, dass ich gerade heute die neueste Auflage des Duden 9 in elektronischer Form installiert habe (Duden – Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle, 8. Aufl. Berlin 2016), und es wird dich sicherlich interessieren, wenn auch vielleicht nicht überraschen, dass der Artikel "Ausklammerung" komplett überarbeitet wurde und dabei die beiden Fälle mit "ohne zu" und "anstatt zu" ersatzlos entfernt wurden.
Geblieben ist der Fall mit "um zu", der sich aber sehr verändert zeigt:
Duden 9, 7. Auflage (2011):
Grammatisch notwendig ist Ausklammerung außerdem bei adverbialen Infinitivgruppen mit um zu:
Sie hat immer gelebt, um zu arbeiten (Nicht: Sie hat immer um zu arbeiten gelebt).
Duden 9, 8. Auflage (2016):
Bei adverbialen Infinitivgruppen mit um zu ist die Ausklammerung ebenfalls möglich:
Schon immer sind Menschen ins Ausland gegangen, um eine bessere Arbeit zu finden. Neben: Schon immer sind Menschen, um eine bessere Arbeit zu finden, ins Ausland gegangen
Zwischen "grammatisch notwendig" und "ebenfalls möglich" besteht ja doch ein großer Unterschied. Insbesondere ist hier keine Korrelation mehr zwischen Ausklammerung und Kommasetzung erkennbar – da schien sich die Dudenredaktion tatsächlich in etwas verrannt zu haben.
Gruß
Julian