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Einfache Antwort: Das Präteritum ist hier korrekt. Das Perfekt ist aber in der Praxis auch möglich.
Komplexe Antwort:
Im Detail ist das nicht ganz einfach. Das Schriftperfekt unterscheidet sich wesentlich vom mündlichen Perfekt und vom literarischen Perfekt als Vergangenheitszeitform der Präsenserzählung. Das Perfekt im klassischen Schriftdeutsch dient der Imperfektivierung perfektiver Vorgänge. Zunächst einmal, was ist perfektiv und imperfektiv? Perfektiv ist ein Vorgang, wenn er einen Anfang und ein Ende hat und das Ergebnis am Ende ein anderes ist als am Anfang. Aufwachen zum Beispiel ist ein perfektives Verb. Er schläft man, dann ist man wach. Schlafen umgekehrt ist ein imperfektives Verb. Da passiert zwar etwas, aber das Ergebnis am Anfang ist das gleiche wie am Ende. Man schläft ein (perfektiv, erst wach, dann im Schlaf), dann beginnt das Schlafen und man schläft am Anfang des Schlafens bis zum Ende des Schlafens. Der Zustand verändert sich nicht und es gibt kein Ergebnis. Erst das Aufwachen ist dann wieder perfektiv.
Was das Perfekt wie gesagt tut, ist einen perfektiven Vorgang imperfektiv machen. Das heißt in der Regel, dass der perfektive Vorgang, also etwas, dass seine Zustandsveränderung schon in der Vergangenheit abgeschlossen hat, zu einem Vorgang wird, der bis in die Gegenwart (das muss nicht zwingend das Präsens sein, sondern meint hier die Bezugszeit des Texts) fortdauert, ganz so als wäre es eben ein andauernder Vorgang, der seinen Zustand nicht verändert und nicht bereits abgeschlossen hat. "Hast du einen Führerschein? - Den habe ich mit 18 gemacht." Das ist ein perfektiver Vorgang. Erst habe ich keinen Führerschein, dann mache ich ihn, danach habe ich ihn. Hier wird aber eine Aussage über den jetzigen Besitz des Führerscheins gemacht. Ein Vorgang, der eigentlich sein Ergebnis schon hatte und abgeschlossen war als der Besitzer 18 war, wird imperfektiviert, sodass er ein andauerndes Ergebnis hat, das bis heute fortwirkt.
Vereinfacht kann man sagen: Das Präteritum trifft eine Aussage über die Vergangenheit, das Perfekt trifft eine Aussage über die Gegenwart.
Damit zum gründen, das ein gutes Beispiel ist. Gründen ist perfektiv. Die Firma gibt es erst nicht, dann wird sie gegründet und danach gibt es sie. Der Vorgang ist 1937 abgeschlossen. Das Ergebnis wirkt aber natürlich bis heute fort. Die Firma gibt es immer noch. An der Stelle muss man aber ein Missverständnis beseitigen, dem vor allem Leute unterliegen, die Englisch sprechen. Das Perfekt ist nicht vergleichbar mit dem Present Perfect. Entscheidend ist im Deutschen nicht, dass es die Firma heute noch gibt. Wichtig ist die tatsächliche Aussage. Wenn es vor allem um die Jahreszahl als historischen Fakt geht, dann bezieht sich das auf den Akt der Gründung als solchen. Es soll hier nicht gesagt werden, dass die Firma 1937 gegründet worden ist, was heute dazu führt, dass es sie gibt. Der Satz bezieht sich auf die abgeschlossene Gründung. Hier muss nichts imperfektiviert werden. VW wurde 1937 gegründet. Es geht ausschließlich um den Zeitpunkt der Gründung. Es soll hier keine Aussage über die Gegenwart getroffen werden.
Gegenbeispiel: "Nimmt der Verein auch Leute auf, die kein Geld haben? – Genau dafür ist er ursprünglich gegründet worden." Hier geht es nicht um den Akt der Gründung für sich, sondern gerade um das Ergebnis (in diesem Fall der immer noch bestehende Zweck des Vereins). Deswegen wird der Akt der Gründung hier imperfektiviert. Es soll eine Aussage über die Gegenwart getroffen werden. Das macht das klassische Schriftperfekt.
Warum habe ich am Anfang gesagt, Perfekt sei auch möglich? Das liegt einfach daran, dass es das klassische Schriftperfekt heute schwer hat. Die Einflüsse aus dem mündlichen Perfekt und daneben auch dem literarischen Perfekt lässt den Gebrauch verschwimmen. Oftmals wird heute in Texten das mündliche Pefekt verwendet. Dem klassischen schriftlichen Perfekt begnetet man im Alltag selten, zumal auch viele Zeitungen das mündliche Perfekt als Vergangenheitsform verwenden. Es gibt da Unterschiede und gute Journalisten mit guten sprachlichen Kenntnissen verwenden heute noch das korrekte Schriftperfekt. Aber die guten Journalisten mit guten sprachlichen Kenntnissen werden auch weniger. Es ist fraglich, ob in 50 Jahren das klassische Schriftperfekt noch wirklich existiert. Den wenigsten Lesern fällt heute ein mündliches oder literarisches Perfekt in einem nicht-literarischen Text überhaupt auf. Dafür ist er zu präsent im Alltag, als dass man es als falsch empfinden würde. Wenn du es korrekt machen willst und das klassische Schriftperfekt pflegen willst, solltest du das Perfekt nur zur Imperfektivierung von perfektiven Vorgängen verwenden oder, als in der Praxis handhabbare Faustregel, wenn du eine Aussage über die Gegenwart trifft. Für Aussagen die nur die Vergangenheit betreffen, ist das Präteritum die korrekte Form. Also z.B. in deinem Beispielssatz.