korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

Häufiger sagt man "einer Sache gerecht werden". Gerecht geht in der Bedeutung auch in die Richtung angemessen, genügend. Wird jemand einer Sache gerecht, dann genügt er der Sache oder er ist der Sache angemessen. Ein Job hat z.B. gewisse Anforderungen. Entspreche oder genüge ich diesen Anforderungen, dann werde ich ihnen gerecht. Oder man kann auch direkt sagen: Ich werde dem Job gerecht, also ich genüge den Anforderungen und Voraussetzungen die der Job mit sich bringt. Es gibt eine gewisse Vorstellung von einer Sache wie einem Job. Das wird einem Bundespräsidenten nicht gerecht. Man erwartet von einem Bundespräsidenten, dass er gewisse Regeln befolgt. Wenn er es nicht tut, dann ist das nicht der Sache (gegenüber) gerecht. So wie es nicht gerecht ist, wenn ich rechtliche Regeln nicht befolge, z.B. etwas, was ich gekauft habe, nicht bezahle.

Seltener ist dann der Gebrauch "einer Sache nicht gerecht sein". Erst durch sein Handeln wird man einer Sache gerecht, deswegen das werden. Und wenn ich falsch oder nicht der Sache angemessen gehandelt habe, dann wurde ich ihr durch dieses falsche Handeln nicht gerecht. Sein ist ein dauerhafter Zustand. Da geht es also dann mehr um generelle Eigenschaften der Person. Z.B. ist möglicherweise ein ehemaliger Steuerbetrüger eines Bundespräsidenten nicht gerecht allein aufgrund dieser ihm anhaftenden Vorstrafe, unabhängig von seinem jetzigen oder späteren Handeln. Egal was er tut, er kann einer Sache nicht gerecht werden, weil er es grundsätzlich bereits als Person nicht ist. Aber wie gesagt, das ist ein eher seltener Gebrauch und man würde da eher umformulieren und z.B. sagen: Einen ehemaligen Steuerbetrüger zum Bundespräsidenten zu machen, wird dem Amt nicht gerecht.