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Re: Instagramer oder Instagrammer

Autor:Ivan Panchenko
Datum: Sa, 29.08.2020, 23:33
Antwort auf: Re: Instagramer oder Instagrammer (volltoll)

Im amerikanischen Englisch (kurz AE) haben wir nicht diese Regel, da lautet die Bildung: „Instagramer“.

Im amerikanischen Englisch ist programmer gängiger als programer, ich würde denn auch Instagrammer schreiben, immerhin wird -gram sekundär betont (anders als -vel in travel), es steckt auch ein griechisches Lexem dahinter.

Zum Deutschen: Folgt im Wortstamm auf einen betonten (!) kurzen Vokal nur ein einzelner Konsonant, so wird die Kürze des Vokals nach § 2 durch Verdopplung des Konsonantenbuchstabens gekennzeichnet, von der Regel ausgenommen sind unter anderem »eine Reihe einsilbiger Wörter (besonders aus dem Englischen)« (§ 4 (1)), bei Ableitungen daraus wird jedoch verdoppelt (§ 4 E1), zum Beispiel poppig. So weit zur Regelung, die Schreibweisen instagramen und Instagramer werden damit nicht explizit ausgeschlossen, da Instagram kein einsilbiges Wort ist.

Tatsächlich schreibt man im Deutschen zum Beispiel Reliefe statt Relieffe (Plural von Relief), der fremde Stamm bleibt hier also unangetastet. In Fällen wie jobben (§ 4 E1) ließe sich die Konsonantenverdopplung als eine Übernahme aus dem Englischen erklären, so schreibt man trekken mit kk (entsprechend englisch trekking), wobei im amtlichen Wörterverzeichnis auch die integrierte Schreibweise Trecking verzeichnet ist, der Duden kennt entsprechend trecken als Schreibvariante zu trekken.

Andererseits verzeichnet der Duden handicapen/handikapen statt handicappen (trotz handicapping – auch im amerikanischen Englisch!), dies könnte damit erklärt werden, dass vor allem Formen gebraucht werden, bei denen auf den Verbstamm direkt ein Konsonant folgt (gehandicapt, etwas handicapt jemanden), sodass eine Konsonantenverdopplung nicht als nötig empfunden wird (aber: Handicapper/Handikapper, kidnappen). Es heißt jobbst wegen jobben, aber im Fall von gehandicapt denkt man kaum an die Grundform. Außerdem ist im Rechtschreibduden versnobt zu finden und im Ausspracheduden versnoben. Dieser Fall ist mit gehandicapt vergleichbar, doch im Rechtschreibduden findet sich auch verslumen statt verslummen. Die Infinitivendung -en folgt hier nicht einfach auf slum-/snob-, sondern wir haben noch das Präfix ver-, und die Stämme verslum- und versnob- gibt es im Englischen so nicht, das könnte ein Argument dafür sein, die englische Konsonantenverdopplung nicht zu übernehmen; dennoch liegt ein anglizistischer Bestandteil vor, daher tritt auch nicht die deutsche Konsonantenverdopplung ein (vgl. Reliefe, Aprile). Verträgt sich das überhaupt mit § 4 E1? Sprachhistorisch rührt der Infinitiv eigentlich von Verbalsubstantiven, -en ist also eigentlich ein Ableitungssuffix (!), und man könnte nun argumentieren, dass damit nicht direkt von Slum abgeleitet wird, sondern eben von verslum-, auch wenn das natürlich eine Ableitung von Slum ist – um ALLE Ableitungen aus solchen einsilbigen Wörtern wird es in § 4 E1 nicht gehen, da sonst auch verdoppelt werden müsste, wenn ein konsonantisch anlautendes Suffix verwendet wird. In der aktuellen Auflage des Rechtschreibdudens ist aufgagen durch aufgaggen ersetzt worden (in der Duden-online-Konjugationstabelle geistert immer noch die alte Schreibweise herum) – die Trennbarkeit des Verbs zeigt, dass wirklich gag(g)- als Verbstamm vorliegt (wir gaggen [!] auf), daher ist Konsonantenverdopplung entsprechend englisch gagging angebracht.

Bei instagram(m)en spricht nichts gegen eine Übernahme aus dem Englischen. Man könnte natürlich die amerikanische Schreibweise auf -graming zugrunde legen, aber da -gramming doch überwiegt, plädiere ich für instagrammen und Instagrammer.

Duden online erkennt übrigens sowohl hipste als auch hippste an; das Superlativsuffix -st fängt nicht mit Vokal an, es gibt aber auch die Form -est, damit lässt sich die Schreibweise mit zwei p erklären. Cottbuser findet sich in Namen wie Cottbuser Ostsee, daher kann ich verstehen, dass Duden diese Schreibweise akzeptiert, auch wenn laut Regeln eigentlich Cottbusser (ebenfalls verzeichnet!) geschrieben werden müsste.

 

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Instagramer oder Instagrammer
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