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Re: Satzzeichen und Grammatik

Autor:Nira
Datum: Sa, 13.05.2023, 10:25
Antwort auf: Satzzeichen und Grammatik (kathi m)

> will jemand mal über diese Sätze schauen?
> Ich halte Version 1.2 für besser (mit Doppelpunkt).
> 1.1 Sie ruft „In mein Haus dürfen nur Menschen mit einwandfreiem
> Benehmen“ oder „In mein Haus dürfen nur Menschen mit Charakter“.
> 1.2 Sie ruft: „In mein Haus dürfen nur Menschen mit einwandfreiem
> Benehmen“ oder: „In mein Haus dürfen nur Menschen mit Charakter“.

Laut DUDEN ist Version 1.2 korrekt.

1. Direkte Rede

Der Doppelpunkt steht vor der direkten Rede, wenn diese vorher angekündigt wird:

Der Präsident versprach: »Ich werde meinem Land treu dienen.« Ihre Freundin sagte: »Morgen machen wir einen Ausflug.«

Der Doppelpunkt steht auch dann, wenn der ankündigende Satz nach der direkten Rede weitergeführt wird:

Sie fragte mich: »Weshalb darf ich das nicht?«, und begann zu schimpfen.

Die wörtliche Rede wird nach dem Doppelpunkt immer mit großem Anfangsbuchstaben begonnen.

© Duden ‒ Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle, 8. Aufl. Berlin 2016

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> Ist hier nicht die Möglichkeitsform richtig?
> 2. a) Wer wären die ersten Personen, die ihn begrüßen(würden)?
> b) Was würdest du tun, wenn dir ein Geist erscheint? (erscheinen würde)?

Die Verwendung des Indikativ Präsens in einem Nebensatz (hier: begrüßen und erscheint), der (wie hier) an einen Konjunktiv-II-Hauptsatz anknüpft, ist in bestimmten Kontexten und Regionen üblich und wird in der Umgangssprache oft verwendet. Grammatisch korrekter und stilistisch besser ist es jedoch, in beiden Sätzen den Konjunktiv zu verwenden, um eine hypothetische Situation darzustellen.

In der Schriftsprache sollte im Nebensatz das Konjunktiv Präteritum verwendet werden und die Sätze sollten demnach wie folgt lauten:

- Wer wären die ersten Personen, die ihn begrüßten?
- Was würdest du tun, wenn dir ein Geist erschiene?

Auch möglich und in bestimmten Kontexten (vor allem zur Kennzeichnung des Futurischen und bei Übereinstimmung der Formen, s. unten) u. U. angezeigt, aber stilistisch meist weniger gut ist die Verwendung des würde-Konjunktivs:

- Wer wären die ersten Personen, die ihn begrüßen würden?
- Was würdest du tun, wenn dir ein Geist erscheinen würde?

Der DUDEN schreibt zur Verwendung des würde-Konjunktivs Folgendes:

2.3 würde-Konjunktiv: Sonst würden wir dort nicht wohnen · Ich würde dir gerne helfen

Der würde-Konjunktiv gilt allgemein als ein Kennzeichen der gesprochenen Sprache:

Ich würde das ja gerne machen, habe aber leider keine Zeit. Wenn er mir nicht so auf die Nerven gehen würde, würde ich mich öfter mit ihm treffen.

Unter bestimmten Bedingungen hat sich die Verwendung von würde + Infinitiv aber auch in der geschriebenen Standardsprache durchgesetzt. Das gilt vornehmlich für folgende Fälle:

‒ Zunächst einmal wird würde + Infinitiv zur ausdrücklichen Kennzeichnung des Futurischen, des Noch-nicht-Begonnenen gebraucht:

Wenn ich morgen gehen würde, dann wäre es noch früh genug. Sie sagten, sie würden morgen kommen.

Der Zukunftsbezug von würde + Infinitiv ist auch ein Kennzeichen der erlebten Rede:

Morgen würde sie sich allerlei Entschuldigungen ausdenken (Christa Wolf).

‒ Darüber hinaus wird der Konjunktiv II häufig dann durch würde + Infinitiv ersetzt, wenn er mit der Form des Indikativs Präteritum übereinstimmt. So sind alle Formen des Konjunktivs Präteritum der schwachen Verben (ich liebte, er liebte usw.) sowie die mit wir und sie verbundenen Formen des Konjunktivs Präteritum der starken Verben mit i oder ie (wir riefen, sie gingen) identisch mit den Formen des Präteritums. Deshalb kann in den folgenden Sätzen die Potenzialität bzw. Irrealität der Aussage nur mit der würde-Form eindeutig gekennzeichnet werden:

‒ Konjunktiv I oder II: Sonst wohnten wir dort nicht. Wenn sie mich riefen, eilte ich sofort herbei (= kann Indikativ oder Konjunktiv sein).

würde-Konjunktiv: Sonst würden wir dort nicht wohnen. Wenn sie mich rufen würden, würde ich sofort herbeieilen (= eindeutig als Konjunktiv erkennbar).

‒ Daneben kann die würde-Konstruktion auch anstelle altertümlich wirkender Konjunktiv-II-Formen gebraucht werden:

Ich würde helfen (für: hülfe), wenn ich Gelegenheit dazu hätte. Wenn dies doch jetzt noch gelten würde (für: gälte / gölte)! Wenn sie das Buch kennen würden (für: kennten), könnten sie es beurteilen.

© Duden ‒ Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle, 8. Aufl. Berlin 2016

 

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