korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> Hallo,

> ich bin mir bei folgender Frage unsicher:

> In ärztlichen Gutachten wird ja überwiegend die indirekte Rede
> und damit Konjunktiv 1 verwendet.

> Wie ist das aber mit einleitenden Sätzen, in denen Verben wie
> glauben oder vermuten verwendet werden?

> Also: Der Patient berichtet, er habe sich das Bein im Wald
> gebrochen. Das ist eindeutig indirekte Rede, es wird Konjunktiv
> 1 benötigt.

> Aber: Der Patient glaubt, er habe/hat sich das Bein gebrochen.

> Glauben drückt ja schon aus, dass es sich nicht zwangsläufig um
> eine Tatsache handelt. Nutze ich da dennoch den Konjunktiv 1
> oder doch eher den Indikativ?

> Danke im Voraus für Ihre/eure Gedanken dazu.

Dem Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg zufolge kann nach nichtfaktiven Verben wie ‚behaupten‘, ‚hoffen‘ oder ‚glauben‘ sowohl Konjunktiv als auch Indikativ stehen, weil in diesen Fällen bereits das redeeinleitende Verb explizit anzeigt, dass der Wiedergabesprecher zum Wahrheitsgehalt der im Nebensatz ausgedrückten Proposition nicht Stellung nimmt und der Konjunktiv somit überflüssig ist.

Demzufolge kann der Indikativ im Satz „Der Patient glaubt, er hat sich das Bein gebrochen“ auch niemals Faktizität des Gutachters bekunden. Er sieht demzufolge keinen Unterschied zwischen den beiden Sätzen:

(a) Der Patient glaubt, er hat sich das Bein gebrochen.
(b) Der Patient glaubt, er habe sich das Bein gebrochen.

Vgl. dazu: https://merton-magazin.de/konjunktiv-und-wahrheit-der-redewiedergabe