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Re: Erweiterte Antwort zu: Konjunktiv übel nehmen

Autor:Pumene
Datum: Mo, 02.10.2023, 21:14

> In der Regel wird in der indirekten Rede der Konjunktiv I
> verwendet.

> Ergo:
> Sie sagte ihm am Telefon, dass sie ihm immer noch [das] übel
> nehme / übelnehme, geschwiegen zu haben.

> Noch eine Anmerkung zur Infinitivgruppe „geschwiegen zu haben“.
> Der Satz mit dieser Infinitivgruppe bedeutet, dass sie
> geschwiegen hat und nicht er.
Nein, wenn „sie geschwiegen hat“ und „nicht er“ müsste der Satz formuliert werden:
…, dass sie sich das immer noch übelnehme, geschwiegen zu haben.“
> Denn:
> Wenn sich der Infinitivsatz auf mehrere Personen/Dinge
> beziehen kann, muss das Subjekt im dass-Satz**identisch mit dem
> Subjekt, dem Akkusativ- oder dem Dativobjekt im Hauptsatz sein.*
Es ist identisch mit dem Dativobjekt.
> * Quelle:
> https://easy-deutsch.de/satzbau/infinitiv-mit-zu/#:~:text=Wenn%20sich%20der%20Infinitivsatz%20auf,ein%20Komma%20ist%20nicht%20obligatorisch.

**
mit „dass-Satz“ ist die Infinitivgruppe gemeint.
Das Subjekt (hier des übergeordneten „dass-Satzes“ des Beispiels des Fragestellers, nicht des Hauptsatzes) ist „sie“, das Dativobjekt dieses „dass-Satzes“ des Fragestellers ist „ihm“, so dass sich die Infinitivgruppe, falls sie in einen „dass-Satz“ aufgelöst würde, lauten würde „dass er geschwiegen habe“. Es ist viel einfacher und eindeutig, eine Infinitivgruppe zu benutzen. Die Formulierung „geschwiegen zu haben“ kann sich nicht auf „sie“ beziehen und nicht in „dass sie geschwiegen habe“ aufgelöst werden.

> Ich vermute daher, der Satz müsste vielmehr lauten:
> Sie sagte ihm am Telefon, dass sie ihm immer noch [das] übel
> nehme / übelnehme, dass er geschwiegen habe.

Wenn das Subjekt aber zur Verständlichkeit erwähnt werden muss, da mehrere Personen oder Dinge in Frage kommen, kann nicht immer der Infinitiv mit zu gebildet werden:
„Ich hoffe, dass er bald perfekt Deutsch spricht.“
„Ich hoffe, dass ich bald perfekt Deutsch spreche.“
Da das Subjekt im Infinitivsatz wegfällt, funktioniert der Infinitiv mit zu nur bei gleichem Subjekt oder wenn das Subjekt im Nebensatz („dass-Satz“) mit dem Akkusativ- bzw. Dativobjekt aus dem Hauptsatz identisch ist.
„Ich hoffe, bald perfekt Deutsch zu sprechen.“*****
Wenn ich also ausdrücken möchte, dass jemand anderes bald perfekt Deutsch spricht, kann ich den Infinitiv mit zu nicht benutzen, da das Subjekt nicht gleich und hier im Beispiel auch nicht offensichtlich ist.
Beispiele mit identischen Akkusativ- bzw. Dativobjekt:
Akkusativobjekt mit Subjekt im „dass-Satz“ identisch:
dass: Der Kellner bittet den Mann***, dass er draußen raucht.
Inf.: Der Kellner bittet den Mann, draußen zu rauchen.
Dativobjekt mit Subjekt im „dass-Satz“ identisch:
dass: Der Kellner verbietet dem Mann****, dass er im Restaurant raucht.
Inf.: Der Kellner verbietet dem Mann, im Restaurant zu rauchen.
Merke dir:
Wenn das Subjekt, das Akkusativobjekt oder das Dativobjekt mit dem Subjekt im „dass-Satz“ identisch sind, kann (und sollte) der „Infinitiv mit zu“ benutzt werden. Die Infinitivsätze klingen meistens besser, da sie kürzer und unkomplizierter sind.

*** Er bittet den Mann ja nicht, dass er (der Kellner) draußen raucht.
**** Er verbietet dem Mann ja nicht, dass er (der Kellner) im Restaurant raucht.

***** Wenn ich folgenden Satz formuliere

Ich traue ihm zu, gut Deutsch zu sprechen.

dann ist doch klar, dass er und nicht ich gut Deutsch spricht.

Wenn ich wie beim Fragesteller noch einen Hauptsatz davor setze:

Ich sagte ihm am Telefon, dass ich ihm zutraue, gut Deutsch zu sprechen.

dann bleibt es dabei, dass er und nicht ich gut Deutsch spricht.

Der „dass-Satz“ der oben aufgeführten Formulierung soll die aufgelöste Infinitivgruppe sein, der genannte übergeordnete „dass-Satz“ (dass ich ihm zutraue) entspricht dem „Hauptsatz“ der oben aufgeführten Formulierung.

 

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Konjunktiv übel nehmen
akael -- Mo, 2.10.2023, 12:12
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volltoll -- Mo, 2.10.2023, 14:53
Re: Erweiterte Antwort zu: Konjunktiv übel nehmen
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volltoll -- Mo, 2.10.2023, 22:52
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akael -- Di, 3.10.2023, 12:32