korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> liebe Mitglieder, eine Frage:
> mir ist klar, dass ich "beim ersten Durchblättern"
> Durchblättern groß schreibe. Mir ist auch lt. Duden klar, dass
> ich "zum ersten Mal" schreiben muss. Aber was passiert
> beim ersten Mal Durchblättern? Da bezieht sich "beim"
> ja trotzdem auf "Durchblättern", also gehört das
> Durchblättern groß. Aber bei "beim ersten Mal" -
> gehört ja auf jeden Fall das "ersten Mal" groß. Also
> muss meiner Meinung nach "beim ersten Mal
> Durchblättern" mit großem Mal und großem Durchblättern
> geschrieben werden. (Den Text kann ich nicht ändern, sonst würde
> ich eh nicht fragen).

> Ist jemand bitte so lieb und schreibt mir, wie - und bitte, wenn
> er/sie das weiß - nach welcher Regel es gehört?
> Vielen Dank im Voraus
> Veronika

Bin hier neu im Forum und eher "zufällig" darauf gestoßen.
Also ich schere mich nicht um die neue Rechtschreibung laut Duden, und überhaupt ist m.E. letztere höchstens eine Empfehlung und schon gar kein Gesetz.

"erstenmal" schreibe ich weiterhin klein und zusammen, ebenso wie einmal, siebenmal, keinmal etc. Warum? Weil die Betonung auf dem ersten Wortteil (ersten) liegt. Werden zusammengesetzte Worte auseinander geschrieben, impliziert die dazwischenliegene Lücke (= "Leertaste"), daß auch das zweite Wort eine Betonung erhält, wenn auch manchmal eine schwächere. Nur durch gezieltes Einsetzen des Zusammen- oder Auseinanderschreibens kann der Schreiber sicherstellen, daß sein Text auch korrekt zurückgelesen wird.

Leider blieb dieser Grundsatz bei der jüngsten Rechtschreibreform auf der Strecke, weil kaum jemand - wenn überhaupt jemand - ihn kannte. Und so entstanden dann diese vielen Kuriositäten, daß man geneigt ist, nun von "Dummdeutsch" zu sprechen, denn die gute vorher vorhandene Sprach- und Schriftkultur wurde abgewertet.

In Ihrem Fall empfehle ich "beim erstmaligen Durchblättern", denn der von Ihnen gewählte Ausdruck wirkt etwas eckig und liest sich nicht flüssig, sogar schlecht. Richtig wäre allerdings in folgendem: Als ich es zum erstenmal durchblätterte.

Dieses ehemalig klein geschriebene "mal" nun großgeschrieben zu verordnen, entbehrte jeglicher Logik und führt gelegentlich zu ungewollter Komik: "Ein Mal ist kein Mal" statt "Einmal ist Keinmal" oder "einmal ist keinmal". Im zweiten Fall wird automatisch richtig betont.

Tip: geben Sie mal in Google als Suchwort "Sprachschrift" ein und lesen Sie den Beitrag "SChriftsprache oder Sprachschrift".

mfG, Dietrich Beck