korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> ???

> Er sagt doch: Sprache wird nur dann zum guten Vehikel, wenn
> einer drinsitzt, der was Nennenswertes zu sagen hat.
> Unterschreibe ich sofort.

Da sagt er IMO eben nicht. Er beschränkt sich auf etwas, das er "Ausdruck echten Erlebens" nennt. Das mag ja für seine Elaborate zutreffen, die repräsentieren aber nur eine Textsorte von vielen. Für viele andere Textsorten kann und/oder darf es aber prinzipell nicht zutreffen, und umfangsmäßig machen Texte dieser anderen Sorten heute den Löwenanteil aus.

Wenn ich beispielsweise im Auftrag eine Pressemitteilung oder eine Reportage schreibe, dann steckt da nicht mein Herzblut drin, ich bin dann eher ein Textmechaniker. Trotzdem ist die Mitteilung "gut", wenn sie genau das zu den Lesern rüberbringt, was man auf Neudeutsch "die Message" nennt. Da hast du dein Vehikel.

Nicht anders ist es bei Sachtexten, vom juristischen Vertrag bis zum Lehrbuch über höhere Mathematik. Da darf gar nichts Persönliches drin stecken, wenn der Text gut sein soll. Meist steht da auch nichts drin, was das von Hesse erwähnte "Volk" überhaupt begreifen könnte. Ob Hesse wohl seinen Wohnungsmietvertrag oder die Aufsätze von Einstein hätte richtig lesen können?

MfG
Rolf Keller