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Duden-Rezension bei Amazon :-)

Autor:Julian von Heyl
Datum: Di, 10.08.2004, 15:18

Sehr lachen musste ich übrigens über folgende Duden-Rezension bei Amazon, die ich auch der Leserschaft dieses Forums nicht vorenthalten will (ich hoffe, der Autor "sloganizer" hat nichts dagegen):

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Ein gewaltiges Werk mit rotem Akzent, 25. Juli 2002
Rezensentin/Rezensent: sloganizer (Mehr über mich) aus Leipzig Deutschland
Bereits beim ersten Blättern fällt die Stringenz auf, die so nur vom Duden erwartet werden kann. Nein, nicht einmal ein Martin Walser würde es wagen, als Untertitel "Die deutsche Rechtschreibung" zu wählen. Ein wackerer Anspruch, jedoch völlig unbeachtet im schwelenden Feuilletonstreit zwischen den "Wächtern" der literarischen Kultur.

Eines überzeugt immer wieder aufs Neue: Die Wortgewalt des Autors, die einen Thomas Mann oder einen Goethe viel kleiner erscheinen lässt. Flüchtig ist man versucht zu glauben, die beiden hätten aus diesem Werk abgeschrieben. Doch zeigt die im neuen Duden verfolgte Orthografie (sic!) deutlich, dass hier ein eigenes Konzept verfolgt wird. Gewöhnungsbedürftig zwar, doch es wird konsequent wie ein roter Faden durchgesetzt.

Rot ist dann auch der neue Akzent im Werk des altbekannten Meisters. Modisch mutig, so mag der geneigte Leser denken und fürwahr es kommt einer Auflehnung gegen die Tristesse vergangener Auflagen gleich: Das rebellische Rot mit geradezu dadaistisch wirkenden Neologismen. So etwa die Worte "scheinselbständig, "Seeelefant", "Topten" "Volllast" oder - man staune: "Pornograf". - Also auch der Vater einer bekannten Tennisspielerin fand in dem noch umfangreicher gewordenen Werk seinen Platz! Bei aller Modernität ist der Verfasser also noch immer um Vollständigkeit bemüht. Ein beruhigendes Gefühl in Zeiten von Sprachverkümmerung und häufig beklagter Anglomanie.

Allerdings konnte "der" Duden eines noch nicht ablegen: Seinen staccatoartigen Erzählfluss, der es dem Leser nicht immer leicht macht, der vielschichtigen Handlung zu folgen. Seine Apologeten mögen diesen Konservativismus begrüßen, m. E. verliert das Werk dadurch an Spannung.

Nicht zuletzt deshalb bleibt der Duden auch in dieser Ausgabe schwer verdauliche Kost: Keine Bettlektüre, sondern schwer und nur ausschnittartig zu rezipieren. Vielleicht ist eben das auch der Quell seiner Stärke: Der Facettenreichtum, der immer wieder, bei jedem Nachschlagen neue Syllogismen hervorzaubert.

In vier Worten das ganze Werk: gewaltig mit mehr Rot!

 

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Beiträge zu diesem Thema

Duden-Rezension bei Amazon :-)
Julian von Heyl -- Di, 10.8.2004, 15:18
Re: Duden-Rezension bei Amazon :-)
Karl G. Kick -- Mi, 11.8.2004, 11:09
Re: Duden-Rezension bei Amazon :-)
Julian von Heyl -- Mi, 11.8.2004, 12:35