korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

Obwohl dieser Anglizismus-Propagandatext mich zum Brechen bringt, habe ich mir ein Mal angemaßt, ihn zu korrigieren:

Das Texten von Werbung ist vergleichbar, mit dem Führen eines Fahrzeugs im Straßenverkehr:
Bei Beidem geht es im ersten Versuch darum: zu vermeiden, im Graben zu landen. Und bei Beidem ist man sich schon vor dem ersten Mal klar: „das habe ich im Blut“. So setzt man sich auf sein selbst "getuntes" Gehirnmofa, schnallt sich den ersten Kunden auf den Gepäckträger und röhrt mit 25km/h an den Kühen und an den Bullen vorbei, ohne zu wissen, wo man am Ende hin schreibt,... äh,.. fährt.
Schon nach den ersten hundert Zeilen muss man verschwitzt feststellen, dass es verdammt schwer ist, auf dieser holprigen Strecke stilsicher geradeaus zu schreiben und gleichzeitig seinen Kunden gekonnt ans Ziel zu schaffen. Außer dem stottert der Vergaser Worthülsen und abgedroschene Phrasen, was dem Kunden gar nicht gefällt.
Plötzlich wird man von einem Texter überholt, der schon lange unfallfrei schreibt und der sich die Aufgabe, an der man verzweifelt, mit Tempo 200 aus der Unterhose schüttelt: Auf den Punkt gebracht, witzig, charmant. Geschichte, Wende, Pointe, Auflösung, Punkt. Nochmal aus dem Fenster winken und die 10 Schreibfinger dem Mofafahrer entgegenstrecken.
Noch während man nach den richtigen Worten stammelt und den Zweisatz-Motor aufheulen lässt, um aufzuholen, ist der Sprit aus und der Auspuff knallt wortlos von der Tastatur. Jetzt brennt die Oma! Was nun? Ein kurzer Blick in den Handbuch-Werbetext bringt auch keinen weiter: Da kommt nicht einmal das Wort "Auspuff" vor. So verreckt das Gehirnmofa, noch bevor man richtig los getextet hat, weil man nie das Handwerk gelernt hat, sein Gehrinmofa richtig einzusetzen.
Für solche Fälle wurde der Copytest erfunden.
Der Copytest funktioniert ähnlich, wie die Führerscheinprüfung: versagt man schon bei Aufgabe 1. (Unterstreiche das Wort „Auto“ 10Pt), sollte man sich überlegen, ob man wirklich (dazu) geeignet ist, zu fahren. Die Erfinder des Copytests kopierten die Idee der Führerscheinprüfung und ersetzten dabei das Wort „Führer“ (,das ihrer Meinung nach zu vorbelastet wäre,) durch „Copy“ (englisch: Überschrift) und das Wort „Prüfung“ durch „Test“ (viel moderner und hipper), und verkauften das ganze, als eigenständige Idee. Das Wort „Schein“ schnitten sie aus und klebten es dem Praktikanten an den Rücken und lachten so laut, dass ihre Monokel beschlugen. Als Werbetexter, rühmten sie ihren Diebstahl auch noch mit der Zweideutigkeit des Wortes: Copytest – kopierter Test.

Lg Gruszi