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Re: ...eines Verbots oder Verbotes?

Autor:Julian von Heyl
Datum: Mo, 03.04.2006, 15:46
Antwort auf: ...eines Verbots oder Verbotes? (Frank Richelmann)

> könnte mir bitte jemand mitteilen, ob es für ein
> "Dehn-E" Regeln gibt?


1. Fester Gebrauch der Endung -es oder -s:

Die volle Form -es steht immer bei Substantiven, die auf den Zischlaut -s, -ß, -x, -z, -tz und (mit Ausnahmen) auf -sch und -st ausgehen:
des Glases, des Überflusses, des Reflexes, des Gewürzes, des Sitzes; des Busches, des Zwistes.

Die kürzere Form -s wird immer gesetzt bei Substantiven auf -en, -em, -el, -er:
des Wagens, des Lesens, des Atems, des Gürtels, des Lehrers

und in festen formelhaften Wendungen wie
tags darauf, von Rechts wegen, Manns genug.

Weiterhin findet sich die kürzere Form bei Farbbezeichnungen und stark gebeugten Sprachbezeichnungen, sofern sie nicht überhaupt endungslos stehen (Unterlassung der Deklination [1.5]):
des Schweinfurter Grüns, des prächtigen Purpurrots; die auffällige Eigenart seines umgangssprachlichen Deutschs.

2. Schwankender Gebrauch der Endung -es oder -s:

Die volle Form -es wird þ besonders bei Voranstellung des Genitiv(attribut)s þ bei einsilbigen und endbetonten deutschen Substantiven bevorzugt (sofern sie nicht auf Zischlaut enden; 1):
des Gemütes, des Ertrages, des Leibes, des Tages [Hitze], dieses Mannes [Zögern].

Auch bei Zusammensetzungen mit Fugen-s und Substantiven auf mehr als einen Konsonanten wird aus lautlichen Gründen häufiger die -es-Form gewählt:
des Kriegsjahres, des Blutsfreundes; des Feldes, des Erfolges, des Kampfes; (aber:) des Lärms, des Quarks, des Ulks.

Die kurze Form -s wird bei Substantiven mit unbetonter Endsilbe bevorzugt; besonders bei Zusammensetzungen, sofern sie nicht auf einen Zischlaut enden oder Fugen-s aufweisen (s. o):
des Urteils, des Urlaubs, des Vortrags, des Abends, des Königs; des Dornstrauchs, des Nachtrags, des Herzogs, des Angebots, des Alltags, des Vormittags, des Lombards, des Niedergangs.

Auch Substantive, die auf Vokal (Diphthong) oder auf Vokal + h enden, neigen sehr stark zu der kurzen Form -s:
des Schnees, des Sees, des Knies; des Uhus, des Mais, des Sofas, des Baus; des Flohs, des Schuhs.

Grundsätzlich ist aber zu beachten, dass die genannten Stellungsbedingungen für -es bzw. -s aus rhythmischen oder stilistischen Gründen nicht selten außer Acht gelassen werden.

© Duden - Richtiges und gutes Deutsch. 5. Aufl. Mannheim 2001. [CD-ROM].

 

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Beiträge zu diesem Thema

...eines Verbots oder Verbotes?
Frank Richelmann -- Mo, 3.4.2006, 14:57
Re: ...eines Verbots oder Verbotes?
Julian von Heyl -- Mo, 3.4.2006, 15:46
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Pooz -- Do, 29.10.2009, 15:14
Re: ... eines Pfads oder Pfades?
Julian von Heyl -- Fr, 30.10.2009, 10:50
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Pooz -- Fr, 30.10.2009, 11:15