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> Hallo korrekturen.de,

> Ich habe nach wie vor Schwierigkeiten Hauptsätze von Nebensätzen
> zu unterscheiden.

> Ich habe nun schon öfters gelesen, dass man bei Hauptsätzen das
> konjugierte Verb an erster oder zweiter Stelle findet, aber ich
> kann mit dieser Regel noch nicht so viel anfangen, weil ich mich
> frage, wie es mit Sätzen aussieht, die sowohl an zweiter Stelle,
> als auch am Ende ein konjugiertes Verb haben.

Der finite Teil des Prädikats steht in den Aussagesätzen der deutschen Sprache als Verbzweitstellungssprache an zweiter Stelle, die auch „linke Satzklammer“ genannt wird.
Bei anderen Hauptsätzen als Aussagesätzen kann der finite Teil des Prädikats auch an erster Stelle stehen, Imperativsätzen, nicht mit einem W-Fragewort eingeleiteten Fragesätzen.

Der „finite Teil“ des Prädikats bedeutet, dass hier Person (erste [ich, wir], zweite [du, ihr], dritte [er/sie/es, sie]), Numerus (Singular oder Plural), Modus (Indikativ, Konjunktiv, Imperativ), Tempus = Zeit (Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I oder Futur II), Genus verbi (Aktiv oder Passiv) erkennbar ist, dass heißt, die Verbform ist „beendet“. „Nicht finite“ Verbformen wären der Infinitiv oder die Partizipien. In der deutschen Sprache gibt es sechsundzwanzig synthetisch gebildete (nicht zusammengesetzt gebildete) finite Verbformen, nämlich Präsens Aktiv Indikativ, Präsens Aktiv Konjunktiv, Präteritum Aktiv Indikativ, Präteritum Aktiv Konjunktiv und Imperativ Aktiv, die anderen Verbformen werden analytisch gebildet (zusammengesetzt), wobei für das Futur I Aktiv das Hilfsverb „werden“ mit Infinitiv, für das Perfekt Aktiv und Plusquamperfekt Aktiv das Hilfsverb haben oder sein mit Partizip II und für das Futur II Aktiv das Hilfsverb werden in Verbindung mit Partizip II und Infinitiv von haben oder sein gebildet werden, die Passivformen enthalten das Hilfsverb werden und das Partizip II sowie eventuell weitere Bestandteile wie Infinitiv von „werden“ (Futur I) und „bin/war … worden“ wie Perfekt und Plusquamperfekt oder „worden sein“ wie Futur II.
Die Hilfsverben werden, sein und haben bilden finite Formen und besetzen in den Aussagesätzen der Hauptsätze die Position zwei (linke Satzklammer), die „nicht finiten“ Verbformen Infinitiv und Partizip II besetzen die letzte Position im Satz (wenn man von Nachfeldern absieht), die sogenannte „rechte Satzklammer“.
Bei zusammengesetzt gebildeten Prädikaten/Verbformen in den Aussagesätzen der deutschen Sprache steht also der FINITE TEIL an Satzposition zwei, der NICHT FINITE TEIL an Satzposition hinten.
Die Aussagesätze unter den Hauptsätzen enthalten ein VORFELD, das entweder das Subjekt oder einen anderen Teil des Satzes (der besonders betont werden kann) enthält [dann rückt das Subjekt hinter den finiten Teil des Prädikats in das sogenannte Mittelfeld, oft an Position drei].
Die linke Satzklammer kann auch durch ein Modalverb besetzt sein, die rechte Satzklammer kann auch aus einem abtrennbaren Teil eines zusammengesetzten Verbs bestehen.

[Eingeleitete] Nebensätze sind ganz anders aufgebaut. Sie enthalten KEIN VORFELD, die linke Satzklammer ist keine Verbform, sondern stattdessen eine UNTERORDNENDE KONJUNKTION, eine sogenannte Subjunktion, die rechte Satzklammer wird bei ihnen durch das Prädikat (einschließlich des finiten Teil des Prädikats, der (oft) an letzter Stelle steht) gebildet.
Eine Ausnahme bilden die „nicht eingeleiteten Nebensätze“, bei denen der finite Teil des Prädikats an erster Stelle steht.

> Was hat es denn
> mit diesen Regeln auf sich? Wie kann ich zuverlässig Haupt- von
> Nebensatz unterscheiden, wenn es Sätze gibt, die sich nicht an
> diese Regeln halten? Außerdem habe ich jetzt schon öfter
> gesehen, dass Sätze, die von anderen Sätzen abhängig sind, als
> Hauptsatz durchgehen. Sind das grammatisch falsche Sätze?

https://de.wikipedia.org/wiki/Feldermodell_des_deutschen_Satzes#Die_Satzklammer_und_das_Mittelfeld

Nebensätze, die mit Konjunktionen eingeleitet werden (z. B. eingebettete Aussagesätze mit der Konjunktion dass oder indirekte ja/nein-Fragen mit der Konjunktion ob), sind Verb-End-Sätze. Konjunktionen besetzen wie gesagt die linke Klammer; plausiblerweise bleibt dann für das finite Verb nur die Endstellung. Ein besonderes Problem bilden vor diesem Hintergrund jedoch indirekte W-Fragen sowie Relativsätze: Frage- bzw. Relativpronomen vertreten Satzglieder, und in Hauptsätzen ist der Platz für Pronomen, wenn man sie voranstellt, grundsätzlich das Vorfeld, nicht die linke Klammer. Daher ergibt sich aus systematischen Gründen die Erwartung, dass in eingebetteten Fragesätzen und Relativsätzen die satzeinleitenden Pronomen ebenfalls das Vorfeld besetzen sollten. Daraus folgt, dass in diesen Fällen die linke Klammer leer ist, während das finite Verb trotzdem in Endstellung bleibt.[12] Andererseits ergibt sich, dass bei Konjunktionalsätzen das Vorfeld leer ist.
Vorfeld linke Klammer Mittelfeld rechte Klammer Nachfeld
--- weil die Katze uns eine Maus vor die Tür gelegt hat
(Ich weiß nicht,) was --- die Katze uns da vor die Tür gelegt hat
(die Maus,) die --- die Katze uns vor die Tür gelegt hat
Da aus dem Feldermodell als solchem keine Beschränkungen ableitbar sind, welche Position durch welche Wörter besetzt werden darf, ist jedoch auch erwogen worden, Frage- und Relativpronomen in eingebetteten Sätzen der linken Klammer zuzurechnen, um zu erklären, warum das Verb in der rechten Klammer bleiben muss.[13] Aus strukturellen Grammatiktheorien ergeben sich jedoch Beschränkungen, die dies nach überwiegender Lehrmeinung verbieten; siehe hierzu den nächsten Abschnitt. Die Verhältnisse des Deutschen, die sich in den obigen Beispielen zeigen, entsprechen zudem direkt der Abwesenheit von Fragesatz-Inversion im englischen und französischen Nebensatz, denn auch diese Inversionskonstruktionen bestehen in einer Voranstellung des finiten Verbs, analog zur Besetzung der linken Klammer im Deutschen.
Es gibt auch einige Typen von selbständigen Sätzen, die Verb-Endstellung aufweisen, zum Beispiel Ausrufe (Exklamativsätze): „Wie niedlich der ist!“ Sie weisen dieselbe Struktur auf wie die obigen Nebensätze.

(Ende Wikipedia-Zitat)

Gruß

Pumene