korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> Variante 1 ist keineswegs in Ordnung, und die fragliche Regel
> gibt es sehr wohl. Sie lautet: „Du sollst deinen Leser nicht
> irritieren.“

Die Regel kenne ich, und I learned my Wolf Schneider well.

> Variation 1 erweckt trotz der Anführungszeichen den
> irreführenden Eindruck, es sei Edmund, den man "so etwas
> nicht durchgehen lassen" könne – und das ist ja nun mal
> nicht gemeint.

Dann würd ich mir eine neue Brille zulegen und noch mal genau hinsehen, wo die wörtliche Rede endet. Es ist unmissverständlich Edmund, der findet, man könne so etwas nicht durchgehen lassen:

- Edmund findet, dass es "eine Unverschämtheit ist. So etwas kann man nicht durchgehen lassen."

Absolut eindeutig. Für solche Konstruktionen gibt es 4.638.211 Beispiele in der Weltliteratur und in guten Tages-/Wochenzeitungen. Im Radio kann man so etwas selbstverständlich nicht bringen, aber da gelten ja ohnehin besondere Regeln für die wörtliche und indirekte Wiedergabe.

Wenn etwas stilistisch schlecht ist, dann der 2. Vorschlag:

- Edmund findet, dass es "eine Unverschämtheit" sei. "So etwas kann man nicht durchgehen lassen."

Erst den K I (wobei man sich die Anführungszeichen auch hätte sparen können), im zweiten Satz plötzlich Indikativ, wörtliche Rede - ohne Einleitung. Im Radio, nebenbei, ebenso schlimm wie Beispiel 1.

Gruß

MG