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Re: "Quelle alles Bösen"

Autor:jeano
Datum: So, 18.01.2009, 07:50
Antwort auf: Re: "Quelle alles Bösen" (Inscius)

> Zum letzten Mal ließ ich mich von den Leuten
> "herausfordern", die gar keinen blassen Schimmer
> haben, wovon die Rede ist. (Das gilt natürlich nicht für
> Debatten wie gestern mit Olsen.)

Werter Inscius!

Ich entschuldige mich hiermit ausdrücklich, falls ich Dich in irgendeiner Weise beleidigt haben sollte. Dies war keineswegs meine Absicht. Wenn ich »No offense« schreibe, dann meine ich das auch so. Auch für die Falschschreibung Deines Namens in meiner ursprünglichen Antwort möchte ich mich entschuldigen. Der Tippfehler war unbeabsichtigt und ist mir erst aufgefallen, als ich mein Posting heute noch einmal durchgelesen habe.

Auch eine »Herausforderung« lag nicht in meiner Absicht, und ich fand – auch nach abermaligem Lesen meines ursprünglichen Beitrags – meine Bemerkungen nicht übermäßig trollig; allerdings relativ typisch für eine gewisse Attitüde, weithin bekannt als Großkotzigkeit, die ich manchmal an den Tag zu legen geneigt bin. Alas!

Dass Deine Aussagen durchaus einen Teil der Wahrheit abdeckten, habe ich durch die vorsichtige Formulierung »richtige(re) Erklärung« anzudeuten versucht – und nebenbei mit dieser Wortwahl auch der Tatsache Rechnung getragen, dass die Ausführungen auf canoo.net ebenfalls nicht wirklich befriedigend sind.

Was mir besonders leidtut, ist, dass ich Deine Antwort »witzig« genannt habe. Damit wollte ich diese jedoch keineswegs als lachhaft abqualifizieren. Vielmehr brachte mich die Vorstellung des Ausdrucks, den das Gesicht des unglücklichen ursprünglichen Fragestellers spätestens beim Lesen des Terminus »Nullartikel« annehmen würde, zum lauten Auflachen. No offense, again and seriously!

Ich bin in meinem bisherigen Leben nicht einmal einer Handvoll deutschsprachiger Muttersprachler begegnet, denen das Wort »Nullartikel« etwas gesagt hätte – und mittlerweile ist es doch schon das ein oder andere Jährchen in der Welt. (Ob überflüssigerweise oder nicht, das sei mal dahingestellt, ich will hier wirklich keinen Flame-War anzetteln, und Sinn hin, Unsinn her, das Wort hat sich teilweise durchgesetzt, wird jedenfalls in der Linguistik verwendet, und ich fühl mich nicht intelligent genug, um mit Chomsky zu streiten – obwohl ich’s gerne täte und wär’.)

Mit anderen Worten: An Deiner Erklärung störte mich nicht, dass sie nicht vollständig gewesen wäre oder ein paar obskure Einzelfälle außer Acht gelassen hätte, sondern dass sie nicht auf den tieferen Grund für die »Quelle allen Übels« hinwies, durch ihre Ausformulierung sogar den Blick auf diesen aktiv verstellte.

Ursprünglich ist »Quelle alles Übels« nämlich die grammatikalisch korrekte Formulierung – womit ich wohl den wenigsten hier etwas Neues sage. Dass wir heute von der »Quelle allen Übels« sprechen, ist, soweit ich weiß, was nicht viel heißen muss, lediglich der leichteren und flüssigeren Aussprechbarkeit der Wortfolge geschuldet. Die »Quelle alles Übels« ist einfach dem »Anfang dieses Jahres«, der »Mitte dieses Quartals« und dem »Ende dieses Monats«, etc., auf dem Weg in die Ewigen Jagdgründe der Sprachgeschichte vorausgegangen. Man mag es bedauern, manche mögen es begrüßen, aber aufhalten wird man diese Entwicklung wohl kaum können; besonders für »-es Jahres« seh ich persönlich kohlrabenschwarz.

»Dieses« und »jenes« wird wie »alles« sterben. Zumindest aber in bestimmten Genitiv-Fällen der Männer und Neutren untergehen und ertrinken in den Stromschnellen des wilden, lebendigen Sprachgebrauchs. As far as I can see. Not necessarily a remarkable distance, I have to admit.

Wer nunmehr erkannt hat, dass geschwätzige Überheblichkeit und ein nicht unerheblicher Mangel an pädagogischem Erklärungstalent meine übermäßig gestelzte Redeweise auszeichnen, fragt sich vielleicht: Was bleibt von dieser bramarbasierenden Salbaderei? Außer der umwerfenden Erkenntnis, dass »alles« stirbt? Tja, das Universum scheint ein einziger gigantischer Informationsvernichtungsprozess zu sein. Und eines Tages wird Gott sagen: »Es wird das alles niemals gegeben haben!« Und wer wollte Seiner Allmacht widersprechen, selbst wenn Er im Futur II daherschwadroniert – oder sollte man in Seinem Fall eher von Glossolalie sprechen?

Kurz, abschließend, von einem linguistisch-germanistischen Volllaien und Dummschwätzer gesagt:

»Quelle allen Übels« heißt es deshalb, weil sich das leichter ausspricht als »Quelle alles Übels« und die Grammatik irgendwann dann doch der normativen Kraft des Faktischen nachgegeben hat, wie sie es schlussendlich immer tut, ob uns das nun passt oder nicht.

Yours truly

PS: I don’t want to end too gloomy, so there’s an article about the inevitable zero article. I assume that many of you already know it, but I think it’s always good for a laugh. In Sachen Nullartikel

 

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Beiträge zu diesem Thema

"Quelle allen Übels" oder "Quelle alles Übels"
Peter -- Mo, 12.1.2009, 13:05
Re: "Quelle allen Übels" oder "Quelle alles Übels"
Anna -- Mo, 12.1.2009, 13:42
Re: "Quelle allen Übels" oder "Quelle alles Übels"
Inscius -- Mo, 12.1.2009, 15:36
Re: "Quelle alles Bösen"
jeano -- Mo, 12.1.2009, 21:01
Re: "Quelle alles Bösen"
Inscius -- Di, 13.1.2009, 15:36
Re: "Quelle alles Bösen"
Olsen -- Mi, 14.1.2009, 10:30
Re: "Quelle alles Bösen"
Inscius -- Fr, 16.1.2009, 09:02
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Olsen -- Fr, 16.1.2009, 14:25
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jeano -- So, 18.1.2009, 07:50
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Olsen -- Mo, 19.1.2009, 11:58
Re: "Quelle alles Bösen"
jeano -- Mo, 19.1.2009, 21:48
Re: "Quelle alles Bösen"
Inscius -- Do, 22.1.2009, 14:55