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Rechtschreibforum

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Re: zu besserem / zu Besserem

Autor:Julian von Heyl
Datum: Di, 01.11.2011, 01:21
Antwort auf: Re: zu besserem / zu Besserem (Karla Kräuschen)

> Was du mich allerdings eigentlich fragen willst, ist: ob ich in
> alter Rechtschreibung denn tatsächlich so fit bin

Nun, das Problem hatte mich wirklich interessiert, weil ich mich dumpf entsann, dass ich früher solche Problemfälle tatsächlich oft nachschlagen musste. Und die Kleinschreibung wie im Duden-Beispiel "es ist das bessere, daß ..." ist so ein typischer Fall.

Allerdings gebe ich zu, dass mir auch ein wenig der Schalk im Nacken saß, dich möglicherweise bei einem unreflektierten Griff ins Regal der neuen Rechtschreibung ertappen zu können.

An der Häufigkeit des Nachschlagens hat sich allerdings wenig geändert, nur dass es mittlerweile dank elektronischer Ausgaben der verschiedenen Wörterbücher bedeutend schneller vonstattengeht. Insofern wird es dich vielleicht erstaunen, dass ich dir in deiner grundsätzlichen Kritik – warum das Ganze? – durchaus zustimme. Und es stört mich auch keineswegs, wenn du oder andere hier in alter Rechtschreibung schreiben, es bereichert das Forum eher.

Ich denke, der größte Schaden, den die Reform angerichtet hat, ist die zu beobachtende Unsicherheit bei den Schreibenden, die dafür sorgt, dass die Jugendsünden der neuen Rechtschreibung ("es tut mir Leid"; "du hast Recht"; "kennen lernen"; "aufwändig") schier unausrottbar scheinen und darüber hinaus Überinterpretationen grassieren, die zu solchen Stilblüten wie "Video überwacht" führen.

Ferner stört mich, dass eben alles zum Substantiv hochgejazzt werden muss, was auch nur im Entferntesten so aussieht – früher hätte man geschrieben "im entferntesten", und irgendwie fand ich das auch treffender, weil man bei so einer Floskel eben nicht "das Entfernte" oder "das Entfernteste" bildlich vor Augen hat, sondern lediglich "entfernt" intensiviert. Man konnte früher auch schreiben "da hatte er sich um ein gutes verrechnet" (= stark verrechnet) – die Neuschreibung "um ein Gutes verrechnet" geht hier so sehr in eine falsche Richtung, dass der Duden das Beispiel klammheimlich aus seinen Werken getilgt hat.

Allerdings war die zuständige Regel 66 auch ziemlich larifari:

Substantivisch gebrauchte Pronomen (Fürwörter) und Zahlwörter werden groß geschrieben. [...] Sonst werden Pronomen und Zahlwörter klein geschrieben, in vielen Fällen auch dann, wenn sie mit einem Artikel oder Pronomen gebraucht werden oder mit den Wörtern allerlei, alles, etwas, genug, nichts, viel, wenig u. ä. in Verbindung stehen.
(c) Dudenverlag

Das kann man gut mit "... werden großgeschrieben, außer wenn sie kleingeschrieben werden ..." paraphrasieren.

Insgesamt erscheint mir bei der neuen Rechtschreibung zumindest das Regelwerk logischer. Jedoch hätte ich mir, wenn man schon weiterhin "kennen lernen" statt "kennenlernen" schreiben darf, dann auch bei der Klein- und Großschreibung etwas mehr Flexibilität gewünscht.

Gruß
Julian

 

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