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> Ich denke, der größte Schaden, den die Reform angerichtet hat,
> ist die zu beobachtende Unsicherheit bei den Schreibenden

In der Tat. Und das betrifft auch mich selber: Ich lese Tag für Tag soviel Falsches -- nicht nur im rechtschreibfreien Internet, sondern auch in seriösen Zeitungen --, daß ich zum Schluß selber unsicher werde, wie es richtig lauten muß.
"Wie war das doch gleich? Hieß es in alter Schreibweise 'soviel Falsches' und heißt es in neuer nur noch 'so viel', oder war's umgekehrt? Durfte man früher beides, darf man heute beides, oder durfte man früher nur das eine und darf heute nur noch das andere? Liest man es hier so, weil der Text noch in alter Schreibung verfaßt ist, oder macht der Autor es hier falsch? Liest man es woanders anders, weil der Text in neuer Schreibung verfaßt ist, oder macht dieser Autor es falsch?"
Immer schon mußte man auf das Verfallsdatum eines Textes schauen, aber das waren andere Zeiträume, und man konnte davon ausgehen, daß man in einem 15 Jahre alten Buch keine obsolete Rechtschreibung findet; und Schreibweisen, die man in vielen Büchern immer wieder fand, durfte man mit einiger Sicherheit als korrekt zum Vorbild nehmen. Das geht heute nicht mehr.

Die meisten ficht dergleichen aber sowieso nicht an. Ich las kürzlich folgendes:
"die Besitzen wollen- und unbedingt-kaufen-müssen Schwelle"
Der das schrieb, dem sind Überlegungen zu Sinn und Unsinn irgendeiner Reform ziemlich egal. Das könnte man ihm durchaus zugestehen, wenn er schriebe, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Aber leider schreibt er, wie anderen der Griffel verbogen ist, denn diese seltsamen Komposita kann er ja nicht mit der Muttermilch aufgenommen haben, sondern kann nur ähnlich falsch geschriebene mal als Vorbild im Mittwoch-Anzeigenblättchen oder auf dem Bildschirm gesehen haben, formuliert von ähnlich Gleichgültigen; in Büchern findet man sie hoffentlich kaum. Solchen Nichtlesern hilft keine wie auch immer geartete Reform, selbst wenn ihr oberstes Ziel Vereinfachung wäre:
"A common mistake that people make when trying to design something completely foolproof was to underestimate the ingenuity of complete fools." (Douglas Adams)