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Hoi Julian

Du machst mich neugierig. Ist es als frommer Christ, als Sprachforscher oder aus geschichtlichem Interesse, dass Du Dich so mühevoll mit den Originaltexten des Herrn Luther auseinandersetzest? Was stellst Du damit an?

Das Wort "Präst" lebt im Schweizerdeutschen tatsächlich weiter als "Präschte" oder "Bräschte" (je nach Dialekt), wird aber wohl nur noch von älteren Leuten gebraucht. Es beschreibt nicht akute Krankheiten oder Gebrechen, sondern langwierige Beeinträchtigungen des Wohlbefindens, mit denen man einfach leben muss, wie Zipperlein, Migräne, ständige Rückenschmerzen, offene Beine, Zuckerkrankheit, Magenbeschwerden und so weiter.

In unserer Familie wechseln wir uns mit dem Einkaufen ab. Als ich den Zettel meines (erwachsenen) Sohnes auf Vollständigkeit überprüfte, bemerkte ich einen Schreibfehler. Auf mein "Zzzzz..." hielt er mir kühn entgegen, die individuelle Schreibweise von Einkaufslisten sei ein menschliches Grundrecht. Wir suchen einander jetzt zu übertrumpfen. Nur gut, habe ich beruflich nicht mit Eyern zu tun; ich hätte Mühe, umzustellen.

Da fällt mir noch ein: "Es wurde mir angst und bange." Ist das richtig geschrieben?

Gruss - Margrit

> Das würde ich mir nie erlauben,
> die Luther-Zitate sollen und können
> nicht verändert werden. Da wären auch
> viele Ypsilons rauszukorrigieren: "von
> der leiplichen gepurt, ynn wilcher angeporn
> wirt solch erbsund boszer begirden und
> weret bisz ynn den todt, davon wir haben
> streit unnd widderstand unserm geist,
> die weil wyr leben."

> Die Schweizer leisten sich ja bekanntlich
> den Luxus eines eigenen Reformators,
> Zwingli, der die "erbsund"
> flugs zur "erbpräst" umdeutete.
>

> Gibt es das Wort "Präst"
> eigentlich heute noch in der Schweiz?
> Es ist verwandt mit "Gebresten"
> / "Gebrechen", so dass Zwingli,
> indem er aus der "Erbsünde"
> ein "Erbgebrechen" machte,
> die Diskussion um die Erbschuld schnell
> zu Gunsten des Menschen beendete. Schon
> clever, die Schweizer. :)

> Gruß
> Julian

> "Sich freuen ist keine Sünde."
>
> (Martin Luther)
>