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bräsig und angst und bange

Autor:Julian von Heyl
Datum: So, 18.01.2004, 16:04

> Du machst mich neugierig. Ist es
> als frommer Christ, als Sprachforscher
> oder aus geschichtlichem Interesse,

Hallo Margrit,

eigentlich wollte ich es hier nicht so an die große Glocke hängen - aber ich betreibe einen Korrekturservice. ;)

Es handelt sich also schlicht um einen Kundenauftrag, eine Doktorarbeit über die Erbsünde bei Luther, die ich korrigiere und redigiere. (Und mit der ich jetzt durch bin).

> Das Wort "Präst" lebt
> im Schweizerdeutschen tatsächlich weiter
> als "Präschte" oder "Bräschte"
> (je nach Dialekt), wird aber wohl nur
> noch von älteren Leuten gebraucht.

Mir fällt noch "bräsig" ein, ein hauptsächlich in Rheinland und Ruhrgebiet verbreiteter Ausdruck, der sowohl "leicht angetrunken" als auch "gereizt, verärgert" bedeuten kann.

Eine Wortverwandtschaft scheint mir auch zu "Brass" zu bestehen ("Brass auf jmdn. haben" = "auf jmdn. wütend, über jmdn. verärgert sein"), auch wenn der DUDEN das Wort von mhd. "bras" = "Lärm" abgeleitet und es mit prassen in Zusammenhang bringt.

Der Adelung verzeichnet hingegen unter "Brast":
des -es, plur. car. ein veraltetes Wort, welches Kummer, Gram, Sorgen bedeutete, und noch in dem Kirchenliede, Erleucht mich Herr mein Licht, vorkommt. Scultetus, ein Schlesischer Dichter aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhundertes, gebraucht in derselben Bedeutung das zusammen gesetzte Herzensprast. Es scheinet zu dem alten Brest, Mangel, Gebrechen, und presten, mangeln, gebrechen, zu gehören. S. Bresthaft.
(Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, 1793)

> Da fällt mir noch ein: "Es
> wurde mir angst und bange." Ist
> das richtig geschrieben?

Schön, dass Du dieses Beispiel mal bringst, kann man eine nette Killerfrage für mein Quiz draus machen. Während die Wendung früher nämlich wie zitiert immer kleingeschrieben wurde, müssen die Pisa-Kids von heute die Verwendung als Substantiv differenzen:

"Mir wurde angst und bange."
Aber:
"Er macht mir Angst und Bange."

Gruß
Julian

 

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