korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> > Es ist nicht klug, den Konjunktiv darauf abzuklopfen, ob er über
> > alle Zeitformen verfüge; die Frage muß lauten, ob und wie die
> > Tempora ihre Konjunktive bilden.

> Diese Aussage verstehe ich nicht. Ist doch gehupft wie gesprungen.

Ich wiederhole wörtlich: "Ob das Imperfekt über einen Konjunktiv verfügt oder umgekehrt, ist gehüpft wie gesprungen." Genau so ist es – und zwar, was das Ergebnis angeht. Die Frage nach den Tempora der Konjunktive ist nichtsdestoweniger töricht; zum einen, weil Du ebensogut fragen könntest, wieviele Tempora der Singular besitze, vor allem aber, weil im Deutschen tatsächlich nicht für alle Tempora jeweils eigenständige Konjunktivformen existieren. (Hier der Anstoß meiner diesbezüglichen Überlegung: http://www.korrekturen.de/forum/index.cgi/read/17164 ). Eben deshalb ist auch die Aufgabenstellung von Christinas Lehrer (Eingang dieses Threads) problematisch; wie man sieht, sind ihr seine eigenen sprachlichen Kenntnisse bei weitem nicht gewachsen.

> … nun diskutieren wir allen Ernstes darüber, wie die Formen zu benennen seien, ohne
> dass es für den Sprachgebrauch vom geringsten Nutzen wäre, es zu wissen.

Nein. Nochmals: die Frage muß lauten, ob und wie die Tempora ihre Konjunktive bilden. Diese Frage sollten sich ganz besonders Autoren, Lektoren und Moderatoren stellen. Da herrscht nämlich enormes Tohuwabohu in den Köpfen.

> Übrigens ist dein Beispiel sinnlos, denn ob man nun einen Text im Präsens oder
> im Präteritum erzählt, beeinflusst nicht die Entscheidung für die richtige
> Form des Konjunktivs II: "Er sah nicht aus, als ginge er nach Hause." "Er
> sieht nicht aus, als ginge er nach Hause."

Klaus, Du enttäuschst mich. Ich habe Dich im Verdacht, daß Du zum Ausdruck bringen möchtest, er habe nicht ausgesehen bzw. sehe nicht aus, "als gehe er nach Hause." Stimmts? Bei allem Respekt – solange Du den inhaltlichen Unterschied zwischen Konj. I und II nicht erkennen kannst, ist jede weitere Diskussion sinnlos. Grundkenntnisse sind bei diesem Thema Voraussetzung, gerade weil es ein wenig vertrackt ist. Informier Dich darüber, was es mit indirekten Aussagen auf sich hat (und warum es schnurz ist, aus welchem Tempus heraus sie getroffen werden), und mach Dir klar, was ein Irrealis ist.

Gleiches ist Rolf Keller zu empfehlen, der anscheinend der Ansicht ist, "der Irrealis oder ein anderer Konjunktiv" habe im Imperfekt "nichts zu suchen". Wie kommt derartig haarsträubender Blödsinn zustande? Ich muß befürchten, Rolf war so verwirrt, daß er von dem dicken, fetten Irrealis erschlagen worden wäre, hätte dieser nicht rein abstrakten Charakter gehabt (Prät. Imperfekt, Aktiv wie Passiv).

Grüße, Olsen