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Partizip II

Autor:Pumene
Datum: Fr, 17.04.2020, 12:02
Antwort auf: Re: zweimal Infinitiv (Zuckerschnecke)

Hallo Zuckerschnecke

ad 1:

Genese, wie es zu dem von dem - falls Deine Darstellung zutreffen sollte -„Eigentor“ gekommen ist.

Zuerst schreib ich „zwei Infinitive“ und erläutere den dritten Infinitiv als „finite Verbform“ erste Person Plural Präsens Indikativ Aktiv. Kaum habe ich die Antwort abgeschickt, denke ich „Stimmt das?“ oder werden Fehlersucher wie Zuckerschnecke, die ja in all Deinen Antworten Unstimmigkeiten suchen, wieder etwas zu kritteln haben? Vielleicht kann ich es schnell noch überprüfen und ändern, ehe Zuckerschnecke es gelesen hat? Sicherheitshalber schaue ich im Online-Duden nach (ich habe keine Print-Medien zum Thema „Deutsche Sprache“ und recherchiere alles im Internet.) Da steht beim Verb „sehen“ als Partizip II „gesehen, sehen“ (Fettung - [nicht „kursiv“] von mir). Ich denke, wie ist es bei den anderen vergleichbaren Fällen? Der Online.Duden wird ja nicht einen „systematischen“ Fehler machen, schließlich wird er von kompetenten Menschen erstellt. Wenn es überall vergleichbar ist, wird die Bezeichnung „Partizip II“ für das, was Du „Ersatzinfinitiv“ nennst, wohl richtig sein. Haben die Duden-Grammatiker offensichtlich inzwischen so gemacht. Schnell meine Antwort verändert und „richtig“-gestellt, gerade noch mal „gut“gegangen. Auf den Duden sollte man sich doch verlassen können. Oben auf der „korrekturen .de“-Seite wird der Duden als das Richtige angesehen und auch Julian von Heyl hinterfragt den Duden weniger als die Bibel :).
Wenn die Eintragung der Ersatzinfinitive als „Partizipien II“ grundfalsch sein sollte, sollte man mal der Duden-Redaktion schreiben und um eine Stellungnahme bitten.

ad 2:

Es gibt zwei völlig verschiedene Dinge für das, was schlechthin „Partizip“ genannt wird. Erstens ein „Mittelding“ (wovon sich der Name PARTIZIP ableitet) zwischen Adjektiv und einer Verbform, flexierbar, steigerbar, negierbar, zum anderen eine infinite ausschließlich der Klasse der Verben zugehörige identisch aussehende Form, die in der deutschen Sprache für die zusammengesetzten Zeiten benutzt wird. Auf diese Sache bin ich gestoßen, als ich mich mit intransitiven und nicht-akkusativischen Verben beschäftigte und dabei feststellte, dass es „nicht flexierbare“, usw. „Partizipien“ gibt, die diesen Namen ja gar nicht verdient haben. Nachdem ich mir überlegt habe, ob „Pseudopartizipien“ ein trefflicher Ausdruck dafür wäre, habe ich feststellen müssen, dass dieser Fachausdruck schon anderweitig besetzt ist. Bei weiteren Recherchen stieß ich auf den Ausdruck „Supin/Supinum“ in der schwedischen Sprache (die ich nicht beherrsche) und fand diesen Ausdruck für das, was ich suchte, trefflich. Bei noch umfangreicheren Recherchen stieß ich auch auf Bech (was ich nicht so überzeugend fand) und den Text aus dem achtzehnten Jahrhundert, in welchem das Wort Supinum und das, was ich darüber dachte, logisch und präzise dargelegt war.

Zurück zum sogenannten „Partizip“:

In der lateinischen Sprache gibt es ein „Partizip Perfekt Passiv“. Hier ist das Perfekt Aktiv und andere Passiv-Formen nicht „zusammengesetzt“, sondern synthetisch gebildet. Bei dem „Partizip Perfekt Passiv“ handelt es sich in der Tat um ein Mittelwort, es ist flexierbar (amatus sum, amata sum - ich weiß gar nicht, warum mir ausgerechnet dieses Beispiel einfällt, wenn ich einen Brief an Dich formuliere).

Die entsprechende deutsche Form ist dagegen unflexierbar.

In dem im Deutschen zusammengesetzten (sogenannten „Vorgangs“-) Passiv werden die Formen des Verbs, die keine Mittelwörter sind, unflexierbar, unsteigerbar, nicht negierbar verwendet: ich werde geliebt; nicht möglich ist dagegen: *ich werde geliebter, *ich werde am geliebtesten, *ich werde ungeliebt.
In den sogenannten „Zustandspassiv“ dagegen wird das Partizip II als tatsächliches Mittelwort verwendet: ich bin geliebt, ich war geliebt, ich bin geliebt gewesen usw. Hier ist es völlig problemlos möglich: ich bin geliebter, ich bin am geliebtesten, ich bin ungeliebt zu formulieren.

Warum sollte man eine „einheitliche“ Wortform, das sogenannte „Partizip II“ so unterschiedlich verwenden können?
Im Gegenteil, es handelt sich um zwei verschiedene Sachen, die nur gleich klingen, das eine ist ein „Lagewort“ (undeklinierbar, unsteigerbar, nicht negierbar, also unveränderlich), das andere ist ein tatsächliches Mittelwort, beide klingen zwar gleich, aber es sind verschiedene Sachen. Deshalb sollte man ihnen auch verschiedene Namen geben.

Die Benutzung des früher „Partizip Perfekt Passiv“ genannten Gebildes für die zusammengesetzten Aktiv-zeiten spricht auch dagegen, dass es sich um ein Partizip und nicht um ein „Lagewort“ handelt.

Mit freundlichen Grüßen

Pumene

 

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Beiträge zu diesem Thema

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markus -- Do, 16.4.2020, 10:17
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Pumene -- Do, 16.4.2020, 12:33
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Zuckerschnecke -- Mi, 29.4.2020, 19:44
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Julian von Heyl -- Mi, 29.4.2020, 19:58
Re: Partizip II
Zuckerschnecke -- Mi, 29.4.2020, 20:59
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Pumene -- Mi, 29.4.2020, 19:55
Re: zweimal Infinitiv
Zuckerschnecke -- Mi, 29.4.2020, 20:47
Re: dreimal Infinitiv
Pumene -- Di, 28.4.2020, 00:29