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> Dass komplexe Gedankengänge nur mit einer hochdifferenzierten Grammatik
> auszudrücken sind, wissen wir beide, und das ist nichts, was
> nicht jeder andere Mensch auch zu wissen in der Lage wäre.
Da haben wir die Quintessenz. Wenn wir die Notwendigkeit der Kommunikation über komplexe Inhalte nicht leugnen wollen, steht außer Frage, daß dafür eine entsprechende Grammatik und Orthographie gepflegt werden müssen. Und zwar zunächst und vor allem in den Schulen. Dabei geht es nicht darum, Migrantenkinder auszugrenzen, sondern schlicht und einfach um guten Unterricht auf ALLEN Ebenen. Tatsache ist indessen, daß es genau daran bitter mangelt, wie nicht nur die Pisa-Studien belegen. Wenn ich recht informiert bin, ist jeder dritte Schüler nicht mehr in der Lage, selbst einfache Texte zu lesen und zu verstehen. Übrigens ist auch jeder dritte Schüler fremdenfeinlich eingestellt (es gibt einen engen Zusammenhang zwischen Unwissenheit, Demokratiefeindlichkeit und Rechtsextremismus). Zugleich ist der Prozentsatz von Nichtakademikerkindern an deutschen Unis drastisch gesunken, was allenthalben zu politisch korrektem Geschrei nach "Abschaffung der unmenschlichen Selektion" geführt hat.
Liebe Leute, die "Selektion" erfolgt derzeit maßgeblich durch beschissenen Unterricht, durch schulische Vernachlässigung, die Akademikerkindern weniger schadet, weil die nämlich daheim gefördert werden.
Du schreibst: "dass es Menschen gibt, die von ihrer eigenen Muttersprache keine Ahnung haben, ist weder ein Argument gegen diese Menschen, noch gegen die Allgemeinverfügbarkeit über Sprache, sondern gegen ein Schulsystem, das eine so elementare Anforderung wie die Vermittlung eines Mindestmaßes an Sprachgefühl nicht überall und nicht mal fast überall zu erfüllen vermag."
Völlig richtig – bis auf die Reduktion der Kritik aufs "System". Sind unsere Schulen nicht verwahrlost? Sind unsere Lehrer nicht miserabel ausgebildet? Sind die Anforderungen nicht auf einem Niveau angekommen, das mit unterirdisch noch zu hoch bewertet ist? Mit dem bis zum Erbrechen zitierten "System" hat das einen Scheißdreck zu tun. Gebt den Kindern talentierte, qualifizierte, engagierte Lehrer, laßt sie in angemessenen Räumen, mit angemessenen Materialien und in kleinen, auf menschliche Weise disziplinierbaren Gruppen unterrichten – dann könnt ihr übers "System" zu reden beginnen, ohne daß ich Ausschlag am Arsch davon kriege.
(Und das war jetzt ebenfalls versöhnlich gemeint.)
Grüße, Olsen