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Re: um zu vs. zu

Autor:Gernot Back
Datum: Fr, 05.03.2021, 21:48
Antwort auf: um zu vs. zu (Former)

> ich scheitere immer wieder daran, die Duden-Hinweise zur
> korrekten Verwendung von "um zu" oder nur
> "zu" (Richtiges und gutes Deutsch, 7. Aufl, S. 920f.)
> auf konkrete Beispielsätze zu übertragen. Ich gebe mal zwei
> ("anonymisierte") Sätze vor und würde mich freuen,
> wenn Ihr mir hier Erhellendes dazu sagen könntet:

> 1. Sie verwenden diese Sachen, die ihnen Werkzeug sind, um (?)
> ein Dings zu schreiben, das dort und dort wirksam ist.
> 2. Darüber hinaus verfolgte er einige weitere Ansätze, um (?)
> Optionen im Sinne einer X zu verlinken.

Deine Dingenskirchen-Anonymisierungen sind allerdings allzu abstarkt geworden, als dass man sich darunter noch irgendetwas Konkretes vorstellen könnte.

Ich halte die Analyse des Duden in diesem Punkt auch für nicht ganz zutreffend: Entscheidend ist doch nicht, ob es sich bei dem Infinitivsatz mit oder ohne „um“ um einen Attributsatz handelt oder nicht, sondern, ob in dem Fall, dass es sich um einen Attributsatz handelt, die Finalität nicht bereits durch das Bezugswort zum Ausdruck kommt. Das wäre dann nämlich pleonastisch, also unschön:

Ein Wort wie „Aussicht“, „Entscheidung“, „Ziel“ oder „Zweck“ beinhaltet semantisch bereits vorherrschend die Finalität und ein davon abhängiger finaler Attributsatz wäre somit pleonastisch. Bei Substantiven wie „Ansatz“, „Methode“, „Mittel“ und „Werkzeug“ ist das Sem [+final] zwar auch, aber nur unter anderen gegeben und ein attributiver finaler Infinitivsatz mit „um … zu“ ist daher durchaus möglich, wenn nicht sogar erforderlich:

Arzneimittel sind Mittel, (um) Krankheiten zu bekämpfen.
Ein Schraubenschlüssel ist ein Werkzeug, um Schraubenmuttern festzuziehen.
Nach Bert Hellinger war das Familienstellen zunächst nur eine Methode, (um) festzustellen, wie die Beziehungen in einer Familie beschaffen sind und was dort wirkt.

Vgl.: https://www.korrekturen.de/forum.pl/md/read/id/68299/sbj/moeglichkeit-um-methode-um/

Auf einem ganz anderen Blatt steht der Finalsatz als modales adverbiales eigenständiges Satzglied in seinem Matrixsatz (oder in der Diktion des Duden: Folge einer im Hauptsatz genannten Voraussetzung). Dafür benutzt man immer „um … zu“, bei einem Objektsatz jedoch nur „zu“:

Ich habe nicht gelernt, um zu arbeiten.
(Ich hatte keine Zeit für beides und habe der [Erwerbs-]Arbeit Priorität eingeräumt.)

Ich habe nicht gelernt zu arbeiten.
(Ich weiß nicht, wie ich arbeiten soll.)

Der erste Satz beschreibt meine Entschlossenheit zu arbeiten(,)? statt zu lernen, der zweite meine Unfähigkeit zu arbeiten. Hier haben wir es mit „Entschlossenheit“ bzw. „Unfähigkeit“ wieder mit Substantiven zu tun, deren finale Bedeutung derart vorherrscht, dass sie keinen Raum mehr für ein finales „um“ im abhängigen Attributsatz lassen.

 

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Former -- Fr, 5.3.2021, 10:49
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