korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> Man hat mit der Reform so viele unsinnige Großschreibungen eingeführt
> Man dachte, man vereinfache, aber man überblickte kaum, was man tat.
> Diesen undurchdachten Unsinn nennt man neue Rechtschreibung.

Die sache wurde über hundert jahre durchdacht; jede abgrenzung ist irgendwie unsinnig. Die meinungen von verteidigern der substantivgrossschreibung und von reformern liegen manchmal auch gar nicht so weit auseinander, wie die argumentation der Deutschen akademie für sprache und dichtung zeigt, die 1954 die kleinschreibung so abwehrte:

Die Akademie ist der Meinung, gewissen Mißlichkeiten sei auf gelinde Weise abzuhelfen, und macht folgende Vorschläge: […] dort, wo die ursprüngliche Normierung einem deutlich anderen Gebrauch von heute entgegensteht, […] muß die Rechtschreibung neu festgesetzt werden. […] In Verbindung mit einer solchen Revision der bestehenden Rechtschreibung könnte für das Erlernen in der Schule und infolgedessen ebenso für den allgemeinen Gebrauch der Grundsatz einer maßvollen Toleranz aufgestellt werden, und zwar vor allem im Bereich der Großschreibung. Er müßte etwa folgendermaßen lauten: Was von jedermann zweifelsfrei als Hauptwort erkannt werden kann, muß mit großen Anfangsbuchstaben geschrieben werden. Wo solche Eindeutigkeit nicht besteht, wird die Entscheidung für großen oder kleinen Anfangsbuchstaben freigegeben, so daß beispielsweise «im Einzelnen» neben «im einzelnen» erlaubt sein würde.

Wenn mit «von jedermann zweifelsfrei» wirklich jedermann und wirklich zweifelsfrei gemeint wäre, wären die auswirkungen auch vor dem internetzeitalter um einiges grösser gewesen als beim reförmchen von 1996.

Geschrieben gemäss http://www.kleinschreibung.ch
Rolf Landolt
http://www.rechtschreibreform.ch