korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> Die neue Rechschreibung gilt seit 1996.

Wie bereits angemerkt, hängt das davon ab, welches Datum man zugrundelegt. Die Übergangsfrist dauerte in Deutschland bis 2005, deswegen fand man dieses Jahr in vielen Blättern Artikel zu 10 Jahren Reform. Die Fassung von 1996 ist längst nicht mehr gültig, wenigstens einige ihrer schlimmsten Fehler wurden 2004/2006 gemildert. (Kuriosum am Rande: die "Spagetti", die nie ein Schulkind im Supermarkt zu lesen bekam, wurden erst 2011 aus der 'amtlichen' Wortliste gestrichen.)
Wie auch immer, klassische Rechtschreibung als "altertümlich" zu bezeichnen, ist tendenziös, denn solche Übertreibung verfolgt ja nur den Zweck, mit den Gleichungen "neu gleich gut" und "alt gleich schlecht" alle diejenigen zu diffamieren, die Einwände gegen die Reform haben und sich ihr verweigern. Das ist ungefähr dasselbe, als würde ich Gerfried Schmidt als vorauseilenden Mitläufer bezeichnen, da er doch folgendes schreibt:

> Ich war wohl einer der
> Ersten, die im Februar jenes Jahres einen Roman in eben dieser
> vollendet haben.

Tja, dumm gelaufen, denn wenn der Roman sich streng an die Reformfassung von 1996 hält, enthält er heute womöglich einen Haufen Fehler.

> Unsere Schuljugend hat mit der Unterscheidung zwischen
> "das" und "dass" Schwierigkeiten. Wie das
> Bindewort "dass" (früher "daß") zu schreiben
> ist, bereitet ihr kein Kopfzerbrechen.

Das ist natürlich richtig. "Dass" zu schreiben bereitet so wenig Kopfzerbrechen, wie "daß" zu schreiben. Nur geht's bei der s-Schreibung um ein bißchen mehr als "daß" versus "dass". Rechtschreibung ist nicht für den Schüler da, sondern für den Leser. Warum die Adelungsche s-Schreibung lesefreundlicher ist, so daß sie bis zur Reform auch nie in Frage stand, läßt sich leicht erläutern, aber ich glaube nicht, daß Sie die Argumente überhaupt hören wollen.

> Dessen seid gewiss, vil edele vrouwe Krauschen!

Nicht alles verwechseln, verehrter Herr Schmidt! Sprachwandel ist etwas ganz anderes als von der KMK den Schulen aufgezwungene, willkürlich verordnete Schreibregeln, die ihren Ursprung keineswegs im bis dahin üblichen Schreibgebrauch haben -- ganz im Gegensatz übrigens zu den Regelungen, auf die man sich 1901 einigte.