korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> Zunächst einmal: "Mal" im Sinne von "einmal"
> oder "manchmal" ist norddeutscher Dialekt.

> "... wo ich mal wütend an Spielgefährtins Haaren zog."
> - Also bitte, das sollte heißen: "...wo ich einmal wütend
> an den Haaren einer Spielgefährtin gezogen habe."

Wenn Sie den stilistischen Unterschied zwischen "Spielgefährtins Haaren" und "Haaren einer Spielgefährtin" nicht erfassen, dann sei's drum. Und meinetwegen gelte 'mal' als umgangssprachlich. Mit unserer Diskussion hat das allerdings herzlich wenig zu tun. Was also soll die oberlehrerhafte Belehrung? Wenn es mir gefiele, umgangssprachlich zu schreiben, wieso müßten Sie sich bemüßigt fühlen, mich darauf hinzuweisen? Gefragt hatte ich nicht danach, oder? Zwar paßt solche Belehrung ganz schön zu Ihrem Beitrag zu "in Zeiten, wo", aber schicken Sie solche Belehrungen besser an Brecht und an Heine, der vor fast 200 Jahren folgendes schrieb:

"... ich habe mal einen sterbenden Hund gesehen, der in seinen Todesqualen mich fast menschlich ansah."
"Ich hatte bei solcher Gelegenheit immer das Zusehen, und ich glaube, wenn mal die Thaler vom Himmel herunter regneten, so bekäme ich davon nur Löcher in den Kopf ..."
(Heinrich Heine, Reisebilder)

> Das "ß" hat einen eigenen Lautwert;

Das ß hat denselben Lautwert wie stimmloses s und ss. Insofern könnte man sowieso alle ß durch ss ersetzen, wie es die Schweizer tun. Das ß hat aber nicht nur denselben Lautwert wie ss, es ist bereits selber ein Doppelbuchstabe, nämlich eine Ligatur aus langem s und rundem s, es hat eine typografische Funktion und ist kein eigener Laut. Ein Reformwütiger hätte sich also sogar darauf versteigen können, alle ss durch ß zu ersetzen, ß ist ja nichts anderes als ss. Wäre ß ein Einzelbuchstabe, müßte man ihn verdoppeln können: genießen, genoßß.