korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> Ja, ich kenne eine; mir begegnete sie ausformuliert in den
> Richtlinien für Beiträge einer Fachzeitschrift. Sie dient der
> Differenzierung zwischen Zitat und ironischer Hervorhebung. Wenn
> die nicht im Duden steht, dann steht dort eben eine
> Differenzierung weniger. Das mag man für "sinnvoll"
> (ich zitiere deine Formulierung) halten und für 'amtlich' (ich
> hebe eine Distanzierung hervor), aber ich sehe nicht, was gegen
> diese Differenzierung spricht, zumal sie tatsächlich Anwendung
> findet. Orthografische Schlamperei ist sie jedenfalls nicht, und
> gar zu eigenbrötlerisch ist sie auch nicht.

Danke für den Hinweis, Karla! Hast du dafür eine Quelle? Einen Link vielleicht? Das würde mich interessieren. Wo findet diese Regel Anwendung? Gibt es Zeitschriften, wo das so gehandhabt wird? Mir ist das nie aufgefallen (ich hänge aber auch nicht ständig am Kiosk rum).

Was ich gefunden habe, ist eine andere Differenzierung, offenbar die, die Blume im Sinn hatte: „Ebenfalls möglich: Längere Zitate stehen in doppelten Anführungszeichen, einfache Begriffe in einfachen“ (Friedrich Forssman, Ralf de Jong: Detailtypografie, Mainz, 4. Auf. 2008, S. 180). – Schwierig dabei: Wo liegt die Grenze? Bei einem Wort? Bei zweien?

Zur Ironie-Unterscheidung: Da bin ich mir ehrlich gesagt etwas unschlüssig. Die Gefahr einer Verwechslung scheint mir zwar gering, Ironie im Zitat und Zitat im Zitat sollte man auseinanderhalten können, der Fall ist selten. Ich frage mich aber: Hilft eine solche Unterscheidung wirklich?

„Sinnvoll“ heißt für mich: praktikabel und notwendig.

Praktikabel für den Autor: Es gibt ja vielerlei Formen und Abstufungen der Ironie. Wo setze ich da die Grenze?
Praktikabel für den Leser: Versteht der diese Grenze? Versteht er überhaupt die Unterscheidung zwischen Ironiesignal und Zitat durch unterschiedliche Anführungszeichen, selbst wenn Ironie immer klar abgegrenzt wäre? (Das wäre sicher auch eine Frage der Gewöhnung, vielleicht auch eine Frage der unbewussten Wahrnehmung.)

Notwendig: Was wird gewonnen durch eine solche Differenzierung? Was leisten einfache Anführungszeichen als Ironiesignal, was doppelte nicht leisten? Wo besteht die Gefahr einer Verwechslung von Zitat und Ironie? (Bei Zitaten ist eigentlich immer klar, wer zitiert wird, selbst wenn er nicht genannt ist.) Und was ist, wenn ich einen Begriff ironisch verwenden will, der gleichzeitig ein Zitat ist?
Notwendig? Welche Not wird hier tatsächlich gewendet durch eine solche Differenzierung, wie du sie vorschlägst?

Ich bin gespannt auf schlaue Antworten. Ich gehöre ja nicht zu den Leuten die sagen: Im Duden steht’s so, alles andere interessiert mich nicht. Aber ich will überzeugt werden. Bisher bin ich’s nicht.

Gruß
Andreas