korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> Richtig so, außer Olsen hat keiner irgendeine Ahnung

Ruhig, Brauner, ruhig. Du willst nicht mit Hirninger verwechselt werden, oder?

> Woher hast du nur das Wissen, das weder Deutschlehrer noch der
> Duden noch die Wikipedia noch canoo.net noch sonst irgendwer
> haben? Wahrscheinlich hast du es einfach früher mal so gelernt.
> Things have changed.

Nein, Klaus, ich habe es nicht beigebracht bekommen, sondern gelesen. Das, was allen Obengenannten so unbegreiflich zu sein scheint, kann jedermann in zahllosen Texten praktisch angewendet sehen.

Aufgepaßt: bestreitest Du, daß "Präteritum" soviel bedeutet wie "Vergangenheit"? Nein? Bist Du der Auffassung, es habe sich neuerdings etwas daran geändert, daß "ich aß", "ich habe gegessen" und "ich hatte gegessen" Vergangenheitsformen darstellen? Auch nicht? Things like these never change? Sieh mal an. Dann zu Punkt zwei.

>> Das Imperfekt bezeichnet (wie der Name schon sagt) unvollendete
>> Vorgänge: "Ich aß."

> Siehst du? Das ist nämlich falsch. Wenn ich sage "er
> aß", dann ist er damit schon fertig.

Fertig, weil er gestern aß? Und weil vollendet sein müsse, was gestern war? Das ist eine höchst einfältige Sicht der Dinge, die übrigens Herr Sick teilt (http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,344448,00.html). Er räumt freilich ein: "Als unvollendet kann die Handlung … gedeutet werden, wenn sie sich zum Beispiel in einem Roman abspielt." Daß die deutsche Grammatik je nach literarischem Genre ihre Gesetze wechsle, ist für einen Sprachexperten eine erstaunlich dümmliche Einlassung.

Tatsache ist, daß die deutschen Tempora einen Vorgang oder Zeitraum recht präzise als vollendet oder andauernd definieren können. Beispiel: „Er aß, und während er der gewaltigen Pizza Herr zu werden suchte, wurde ihm klar, daß es lange dauern werde, bis dieser Eßvorgang abgeschlossen sein würde.“ (Bitte das Wort „während“ zu beachten, das sich naheliegenderweise nur auf währende Vorgänge anwenden läßt.)

Ob der Blick des Betrachters in die Vergangenheit oder die Zukunft gerichtet ist, spielt für die Definition der Vollendung oder Nichtvollendung eines Vorgangs keine Rolle. Entscheidend ist das Tempus. Beispiel: Du wirst Dich beim Lesen dieses Satzes fragen (Futur I, laufender Vorgang), ob ich nicht doch recht haben könnte.
Nunmehr in dieser Zeile hier angekommen, wirst Du es Dich gefragt haben (Futur II, abgeschlossener Vorgang - dabei hat er, während ich dies schreibe, noch nicht mal begonnen).

Grüße, Olsen