korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> Präteritum kann sehr wohl perfektiv/vollendet sein …

Klar kann es das. Im Perfekt: er hat erjagt, ihm ist geplatzt.

> … sogar ohne Kontext: Er erjagte.../Ihm platzte...

Ich nehme an, Du hast diese Verben gewählt, weil ein erlegtes Tier tot ist, eine geplatzte Ader hinüber und (Dein späteres Beispiel) eine Ankunft in Leipzig vorbei, wenn man mal eingetroffen ist. Sei mir nicht böse – dieses Herangehen an die Grammatik ist naiv. Auch ohne Kontext wird das Imperfekt den Blick des Betrachters stets auf den laufenden, unvollendeten Vorgang richten, und selbstverständlich lassen sich all Deine Beispiele als während illustrieren: während er den Dieb erjagte, platzte diesem ein Gefäß, weshalb er starb, als er in Leipzig ankam.

> Das deutsche Tempussystem wird von 2 Grundprinzipien beherrscht:
vom absoluten und vom relativen Gebrauch der Tempora.

Du willst vermutlich sagen, die deutschen Tempora seien grundsätzlich absolut oder relativ anwendbar. Das wäre selbst bei Unterstellung der Richtigkeit dieser Behauptung maximal ein Prinzip. (Nebenbei: ein Grundprinzip ist ein Grundgrundsatz.)

> … vom absoluten und vom relativen Gebrauch der Tempora. Meine obigen Beispiele beweisen das.

Das tun sie mitnichten (s.o.). "Man" mag über relativen und absoluten Zeitgebrauch schwadronieren, soviel man Lust hat; an der subtilen Wirkung der Tempora ändert es nicht die Bohne.

"Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Lufthansa und ver.di für die rund 52.000 Beschäftigten am Boden und in der Kabine sind gescheitert. Das teilten sowohl eine Unternehmenssprecherin als auch die Gewerkschaft mit ... Mit zum Scheitern der Verhandlungen beigetragen hat möglicherweise auch die Tarifstruktur bei den Flugbegleitern." (http://www.tagesschau.de/wirtschaft/lufthansa112.html)

Grüße, Olsen