korrekturen.de | Korrektorat und Lektorat

> Das hieße dann, dass sowohl der Duden als auch andere
> Grammatiker/Grammatiken, mit denen ich bisher zu tun hatte, der
> Naivität unterlegen waren?

Ganz recht. Schenke Grammatiken gern mehr Vertrauen als Deinem eigenen Intellekt; ich meinerseits fühle mich nicht verpflichtet, blind zu glauben, was der Duden oder die Zeitung behaupten (vor allem dann nicht, wenn es sich um offensichtlichen Stuß handelt).

> Dass ein Verb im Präteritum steht, bedeutet das lange noch
> nicht, dass es eine Durativität ausdrücken muss. Es kommt auf
> die Aktionsart des Verbs an . "Erjagen" ist im
> Vergleich zu "jagen" ein perfektives Verb. Und
> daran kannst du nichts ändern. Zum Vergleich:

> Er erjagte ein Tier.
> Er jagte ein Tier.

Wieso sollte ich daran etwa ändern wollen? Selbstverständlich drücken manche Verben mehr, andere weniger "Durativität" aus. Das Tempus ist jedoch letztlich entscheidend. Die Möglichkeit, im Imperfekt selbst telische Verben "zum Währen zu zwingen", macht das besonders deutlich: "Während er ein Tier erjagte …" (q.e.d.). Die Grammatik gestattet bekanntlich sogar völligen inhaltlichen Unsinn. Die Formulierung "Er wird gestern ein Tier erjagen" macht aus dem Futur I kein Präteritum.

> Vermutlich wäre dir "Er hat ein Tier erjagt." lieber.

Ja und nein – je nach Kontext.

> Ich denke aber, dass du hierbei was verwechselst... Präteritum
> ist auch eine Frage des Stils...

Gewiß doch.

> Übrigens, ich komme aus dem Sprachraum, bei dem die Verben nicht
> nur nach der Aktionsart, sondern auch nach dem Aspekt
> unterschieden werden …
> Zwischen Aktionsart und Aspekt besteht schon ein feiner
> Unterschied.

Versetzt Dich das auch in die Lage, einen laufenden Vorgang in einem anderen Präteritum als dem Imperfekt auszudrücken? (Bitte die Frage des Stils bei der Antwort gewissenhaft im Auge behalten!)

Gespannt, Olsen