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> Die grundsätzliche Regel besagt: Perfekt für mündlichen
> Sprachgebrauch, Präteritum für schriftlichen. Eine Ausnahme
> stellt der persönliche Brief dar.
Lieber Kai, hier muss ich dir widersprechen.
Richtig ist: "Das Präteritum wird immer mehr zu einem Tempus der geschriebenen Sprache und ist vor allem in der Region südlich der Linie Trier - Frankfurt - Plauen im Gesprochenen nicht mehr vorhanden […] Wo beide Tempora [Perfekt und Präteritum] vorhanden sind, ist Perfekt mit und Präteritum ohne Gegenwartsbezug zu unterscheiden. Man sollte also nicht schreiben [sic!]: Den Umschlag zeichnete K. Gundermann, wenn der bezeichnete Sachverhalt auf den Standpunkt des Sprechers bezogen und für ihn wichtig ist, sondern: Den Umschlag hat K. Gundermann gezeichnet" (Duden Bd. 9, S. 734).
Ganz allgemein und ohne jede Unterscheidung von Sprachebenen heißt es ebendort: "Das Präteritum […] drückt aus, dass ein Sachverhalt vom Standpunkt des Sprechers aus in der Vergangenheit oder in anderer Weise entfernt liegt und in diesem Sinn nicht direkt auf die Sprechzeit bezogen ist." (Weitere Erläuterungen finden sich dann unter "Perfekt".)
Genau das hat Rolf sehr richtig festgestellt – hat dabei allerdings streng genommen vorausgesetzt, dass die Mutter immer noch im Beruf steht. Doch selbst wenn sie schon nicht mehr arbeitet, ist das Perfekt das angemessene Tempus, denn die Erfahrung der Mutter reicht auch so in die Gegenwart, weil sie das Verhalten der Tochter beeinflusst.
Dass das Präteritum das einzig zulässige Tempus in schriftlicher Sprache sei, halte ich für ein Gerücht. Diese Behauptung ist lediglich die unzulässige Umkehrung der richtigen Beobachtung, dass in mündlicher Rede das Perfekt dominiert und dass im Süden der Republik im Präteritum bestenfalls geschrieben wird.
Gruß
Andreas