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"Die obige Behauptung, Zeitungssprache verwende Perfekt statt Präteritum, ist schlicht falsch. "
Zeitungen verwenden beides, Perfekt und Präteritum. Daran sieht man, dass die Schriftdeutsch=Präteritum Regel nur eine grobe Daumenregel ist.
Schade, dass mein letztes Posting nicht ins Netz gestellt wurde - vermutlich wegen der Links zu Artikeln, welche Perfekt nutzen. So rezitiere ich leider ohne Beleg-Links aus dem Gedächtnis. Konkret titelte das Handelsblatt bezüglich der Griechenlandhilfen: "Die Frist ist abgelaufen". Die FAZ schrieb: "Europas Krise ist in Deutschland angekommen". Die Zeit erwähnte ein Haus, das "abgebrannt ist". Diese Artikel habe ich nach kurzem Stöbern auf der Internetseite gefunden, und es waren keine Zitate von Gesprochenem. Wer's nicht glaubt, mag googeln oder sich selbst auf die Internetseiten bemühen. Es ist nicht allzu schwer, Perfektsätze dort zu finden.
Und selbstverständlich hat es eine andere Aussage, wenn eine Tageszeitung schreibt "Die Krise ist in Deutschland angekommen" als wenn sie schreibt "Die Krise kam in Deutschland an". Das eine beschreibt die gegenwärtige Situation, der Leser bekommt im Moment des Lesens Angst um sein Hab und Gut. Das andere beschreibt ein vergangenes Ereignis, z.B. aufkommende Krisenzeiten in der Weimarer Republik. Der Leser bleibt persönlich unbetroffen.
In der Literatursprache macht es natürlich Sinn, niemals Perfekt zu benutzen. Dort gibt es ja keinen Bezug zur Gegenwart des Lesers. Bewerbungen beziehen sich aber sehr wohl auf die Gegenwart. Deshalb kommt das Perfekt meiner Ansicht nach sehr wohl in Betracht, z.B. bei Erwähnung eines über die Zeit angesammelten Erfahrungsschatzes. Dieser ist (hoffentlich) nicht vergangen, sondern im Lesemoment präsent. Die Sprache der renommierten Zeitungen macht's vor.