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Lieber Gernot

Der Thread fing an mit:

Hallo,
muss man im folgenden Satz den Singular oder den Plural nutzen:
"Das Thema ist/sind die Kommerzialisierung des Fußballs und die Kritik daran"?
Mit anderen Worten: Bestimmt das Wort "Thema" oder die Wortgruppe "die Kommerzialisierung des Fußballs und die Kritik daran" die Form des Verbs?
Schönen Gruß
Simon

Simon will wissen, ob Singular „ist“ oder Plural „sind“ genutzt werden soll/kann/muss.

Zur Beantwortung dieser Frage sind kommunikative Begrifflichkeiten wie „Thema“ und „Rhema“ nicht hilfreich.

Es handelt sich um ein grammatisches Problem.

Zwei Nominative/Nominativgruppen spielen eine Rolle: „das Thema“ und „die Kommerzialisierung des Fußballs und die Kritik daran“.

Der erste Nominativ betrifft einen Singular („das Thema“), die zweite „Nominativ-Gruppe“ ist eine mehrteilige Gruppe aus zwei Singularen („die Kommerzialisierung des Fußballs“ und „die Kritik daran“), die über eine Konjunktion („und“) eine enge Beziehung zueinander haben, welche noch durch das „daran“ verstärkt wird.

Bei der Kongruenz des Prädikat-Verbs spielt im Wesentlichen das Subjekt des Satzes die entscheidende Rolle. Ein bisschen spielt der zweite Nominativ (die Gleichsetzungsergänzung) mit hinein.

Die erste Überlegung betrifft die Rolle dieser beiden Satzglieder (Subjekt und Gleichsetzungsergänzung). Der Antwortgeber volltoll hat ausführlich und überzeugend dargelegt, wie die Verteilung der Rollen von „das Thema“ und von „die Kommerzialisierung des Fußballs und die Kritik daran“ auf diese beiden Satzglieder ist.

Die zweite Überlegung betrifft die Kongruenz des Prädikat-Verbs zu dem Subjekt (und gegebenenfalls Beeinflussung durch die Gleichsetzungsergänzung).

Dazu gab es verschiedene Lösungen, nämlich erstens den Plural „sind“ und zweitens den Singular „ist“ dann, wenn „die Kommerzialisierung des Fußballs und die Kritik daran“ durch Anführungszeichen (und einen Doppelpunkt) vom Rest des Satzes abgehoben wird.

Beides ist möglich und beides kommt mir sinnvoll vor.

Eine weitere Überlegung betrifft die Möglichkeit, bei „die Kommerzialisierung des Fußballs und die Kritik daran“ vom Plural „sind“ abzuweichen und stattdessen den Singular „ist“ zu benutzen.

Bei Leo liest man:

Zitat

A und B → Verb im Singular oder Plural

Von der Grundregel der Verbindung mit und kann in den folgenden Fällen abgewichen werden:

Der Singular kann stehen, wenn die Subjektteile als Einheit aufgefasst werden.

Zitatende

Ist „die Kommerzialisierung des Fußballs und die Kritik daran“ eine Einheit, so dass der Singular „ist“ verwendet werden kann?

Das kommt mir nicht völlig abwegig vor.

Bei „und damit“ ist das ja möglich:

https://www.germ.univie.ac.at/schrodt/grammatik/uebersicht_zweifelsfaelle.htm

3. 3) b zweiter Absatz:

Zitat

Das gleiche gilt für mehrteilige Subjekte, deren zweiter Teil mit und damit, und somit, und mithin oder Ähnlichem angeschlossen wird:
Das Auto und damit auch die individuelle Mobilität muss (auch: müssen) sich angesichts der Luftverschmutzung zunehmend rechtfertigen.

Zitatende

Mit Ausflügen in kommunikative Begrifflichkeiten wie „Thema“ und „Rhema“ kann ich in diesem Zusammenhang nicht viel anfangen und sie helfen auch zur Beantwortung der Frage nicht weiter.

So weit — so gut.

Gruß

Pumene