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Das Email – die E-Mail und ihre Schreibung

e-mail.jpgEs ist keine neue Entdeckung, dass viele Zeitgenossen nicht wissen, wie sie den deutschen Begriff für sogenannte elektronische Post schreiben. Doch obwohl im Internet von sprachbegeisterten Mitmenschen schon lange gute Öffentlichkeitsarbeit geleistet wird, scheint sich diesbezüglich keine Verbesserung einzustellen.

Auf Visitenkarten, in Impressen, in E-Mails und Signaturen, in Eingabeformularen und im Kopf vieler Menschen schwirren die verschiedensten Varianten herum:

- eMail
- Email
- email
- e-mail
- E-mail
- e-Mail

Die zugehörige Adresse wird ebenfalls gerne in den verschiedensten Varianten geschrieben:

- e-mail-Adresse
- Emailadresse
- emailadresse
- eMailadresse
- e-Mailadresse
- e-Mail-Adresse
- E-Mailadresse
- email-Adresse
- Email-Adresse

Alles falsch! Die einzigen richtigen Schreibungen dieser mittlerweile so wichtigen Kommunikationsform und der Bezeichnung der dafür verwendeten Adresse sind nämlich E-Mail und E-Mail-Adresse.

Email etwa ist die Bezeichnung für einen Schmelzüberzug. Es handelt sich dabei um eine Schreibvariante (neutraler Genus, das Email) von Emaille (femininer Genus, die Emaille).

Alles halb so wild? Absolut nicht. So neu ist die E-Mail nun auch wieder nicht – und gerade in letzter Zeit liest man immer öfter davon, dass sich die elektronische Kommunikation gegenüber der herkömmlichen per Brief und Telefon immer weiter ausbreitet. Es wäre kaum denkbar, dass jemand Telefon, Telefonnummer, Brief oder Postadresse nicht richtig schreiben kann.

Woran kann es liegen, dass diese wichtigen Wörter von so vielen Menschen falsch geschrieben werden? Es kann nicht nur Desinteresse sein – denn die verschiedenen Schreibvarianten zeugen oft davon, dass sich deren Erfinder (zu viele falsche) Gedanken machen. Es mag sein, dass das Internet und dessen Möglichkeiten einfach immer noch als »neu« empfunden werden, sozusagen als eine regelfreie Zone, die jeden Einzelnen fordert. Ein einfacher Blick in ein Wörterbuch würde Abhilfe schaffen – aber vielleicht passt der Gedanke an den Duden eben nicht zu den tollen neuen Möglichkeiten, die das Internet bietet. Der Duden ist für viele eine verstaubtes Buch, man möchte meinen, dass viele gar nicht ahnen, dass der Duden selbstverständlich schon lange die deutsche Schreibung so wichtiger Begriffe geregelt hat.

Die Vorstellung, sich tausende von Visitenkarten drucken zu lassen, auf denen jeweils ein peinlicher und offensichtlicher Fehler verewigt ist, lässt wohl nahezu jeden erschaudern. Doch wenn es sich »nur« um die Schreibung des Begriffs E-Mail-Adresse handelt, dann scheinen sich wiederum viele nicht daran zu stören.

Die englische Schreibung von E-Mail ist übrigens »e-mail«. Für die Schreibungen »email« oder »eMail«, die besonders beliebt sind, kann man sich also nicht mal uneingeschränkt darauf berufen, dass man sie an das Englische anlehnt. Je nach Sprachraum ist im Englischen zwar auch die Schreibung »email« üblich, hier gibt es jedoch keine eindeutige Regelung und für beide Schreibungen wird leidenschaftlich gestritten. Vielleicht kann man es hier als Vorteil der deutschen Sprache bezeichnen, dass hinsichtlich der Bindestrich-, Groß- und Kleinschreibung recht gefestigte Regeln den Rahmen vorgeben. Auch bei der Groß- und Kleinschreibung ist im Englischen einiges in Bewegung – auf fundierte Regeln kann dabei jedoch nicht immer zurückgegriffen werden, es scheint aber Bedarf für eine erweiterte Großschreibung zu bestehen.

Als Kurzform von E-Mail kann auch Mail stehen.

Würden Sie gerne ein Unternehmen, in dem man nicht das Wort Telefonnummer schreiben kann, damit betrauen, etwas für Sie zu erledigen? Recht wahrscheinlich nicht. Zumindest langsam ist die Zeit angebrochen, in der das auch für die Begriffe aus dem Bereich der elektronischen Kommunikation gelten dürfte.

Vgl.
Beliebte Fehler: Email, E-mail etc. / E-Mail
Beliebte Fehler: E-Mailadresse / E-Mail-Adresse
Der, die oder das? – E-Mail

Ruwen Schwerin am 06.01.10 | Kommentare (6) | Visits: 40518

Rubrik Sprach|netz:

Sprache im Internet: Das World Wide Web ist bunt, laut und multimedial – trotz alledem lebt es, wie so vieles im Leben, letztlich von Sprache. Texte sind und bleiben das grundlegende Element; gerade da, wo die unkomplizierte und schnelle Verbreitung von Inhalten völlig neue Möglichkeiten bietet. Trends, Fehlschläge und Lichtblicke im Internet mit Blick auf die deutsche Sprache ...

Kommentare

1  peterman

Eine tolle Seite, aber:

Es wäre mir neu, dass der Duden die "deutsche Schreibung" regelt.

Nach meinem Kenntnisstand macht das immer noch unsere Regierung durch das Kultusministerium.
Diese amtlichen Regelungen gelten auch ausschließlich für den schulischen Bereich.
Eine Verbindlichkeit für andere Lebensbereiche existiert von Amtswegen nicht.
Kann aber sehr wohl durch Behörden, Unternehmen etc. vorgegeben werden, gilt aber auch dann ausschließlich dort.

Geschrieben von peterman am September 8, 2011 5:30 PM

2  Ruwen Schwerin

Geregelt steht hier im Sinne von aufgenommen / berücksichtigt.

Geschrieben von Ruwen Schwerin am September 13, 2011 3:07 PM

3  Sophie

Sehr interessant und ich schließe mich dem an. Doch neben Regelungen des Kultusministeriums und Aufnahme im Duden ist nicht zu vergessen, dass Sprache immer noch etwas Lebendiges ist, sich durch die gesprochene Sprache auch im Schriftbild verändert, wie wohl am Besten an der englischen Sprache zu beobachten ist.

Geschrieben von Sophie am August 25, 2012 6:34 PM

4  @ineitzke

Dank 1
für die mir mehr Sicherheit gebende Erwähnung der Variante Mail.

x) Sie steigert den Schreibfluss erheblich gegenüber der hakeligen Variante E-Mail,

x) sie ist zukunftsorientiert, weil (Papier-)Briefe in 10 Jahren noch bedeutungsloser sein werden, als sie es heute bereits sind. Und

x) sie gehört wegen ihrer Kürze zu den sinnvollen Ausnahmen, in denen mit gutem Gewissen auf eine Eindeutschung verzichtet werden kann. Siehe auch: Vom Simsen, Chatten und Twittern

Dank 2
für das Plädoyer nicht immer unterwürfig (politisch korrekt) die eigene Verantwortung zur Sprachmitgestaltung an Papa und Muddi Staat abzugeben.

Geschrieben von @ineitzke am May 30, 2014 5:34 PM

5  Barbara

Und wie heißt es nun richtig: die E-Mail oder das E-Mail, oder die Mail oder das Mail????

Geschrieben von Barbara am October 30, 2014 12:57 PM

6  Ruwen Schwerin

Üblich sind die femininen Formen: die E-Mail, die Mail. Insbesondere regional finden auch die neutralen Formen Verwendung: das E-Mail, das Mail. Etwa in der Schweiz, auch in Österreich, Südtirol und in Süddeutschland (Atlas zur deutschen Alltagssprache). Wenn ein Wort als Fremdwort von einer Sprache in eine andere übernommen wird, ergibt sich meist das Problem der „korrekten“ Einordnung in das dort gültige Genussystem. Man orientiert sich dann in der Regel an Wörtern der eigenen Sprache, man versucht also zu übersetzen. In Deutschland hat sich das feminine Genus nahezu vollständig durchgesetzt. Man denkt wohl an „die Mitteilung“, „die Nachricht“ oder an „die Post“. Ich nutze nur die femininen Formen und höre auch in Bayern die Neutrum-Formen nur äußerst selten. Nach meinem Sprachgefühl hört sich „das Mail“ falsch an.

Geschrieben von Ruwen Schwerin am October 30, 2014 1:57 PM

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