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Kurz erklärt

Schreibweise von Ziffern mit -jährig und -Jährige

Wenn sich unter 18-Jährige mit über 16-Jährigen treffen, haben wir es vermutlich mit 17-jährigen Jugendlichen zu tun. Bei der Schreibweise von Ziffern in Verbindung mit -jährig gibt es einige Unsicherheiten, die hier geklärt werden sollen.

Nach alter Rechtschreibung gab es bei mit Ziffern geschriebenen Altersbezeichnungen keinen Unterschied zwischen Adjektiv und Substantivierung: Der zwölfjährige Junge war »der 12jährige Junge« und der Zwölfjährige war »der 12jährige«. Die Rechtschreibreform brachte hier zwei Neuerungen: Zum einen wird nach neuer Rechtschreibung ein Bindestrich zwischen Zahl und »jährig« gesetzt, zum anderen erfolgt bei der Substantivierung nach dem Bindestrich Großschreibung: der 12-jährige Junge, aber: der 12-Jährige. So weit, so einfach.

Schwierigkeiten machen oft die Verbindungen mit »unter« oder »über«, wie im Einleitungssatz dargestellt. Hier gilt: »unter« und »über« sind nähere Bestimmungen und werden mit der Altersangabe nicht zusammengeschrieben, sondern – wie ein Adverb – einfach davorgesetzt: die über Fünfzigjährigen oder die über 50-Jährigen (falsch: »die Überfünfzigjährigen«; falsch: »die Über-50-Jährigen«). Entsprechend: die unter 18-Jährigen; der fast 80-Jährige; die bereits 90-Jährige.

Ein weiterer Stolperstein ist die Angabe einer Altersspanne: Vierzehn- bis Achtzehnjährige schreibt sich mit Ziffern: 14- bis 18-Jährige. Häufig besteht hier die Neigung, den Ergänzungsstrich nach der ersten Zahl wegzulassen, da danach ja schon das Wörtchen »bis« folgt (falsch: »14 bis 18-Jährige«). Tatsächlich ist nur die Schreibweise 14- bis 18-Jährige richtig, da es sich um eine Verkürzung der Schreibung »14-Jährige bis 18-Jährige« handelt. Ein weiteres Mal mit dem bis-Zeichen verkürzt ergibt sich folgende Schreibweise: die 14–18-Jährigen. Bitte beachten Sie, dass der erste Strich (das bis-Zeichen) im Idealfall länger sein sollte als der Bindestrich und in der Länge dem Gedankenstrich entsprechen sollte.

Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass Komposita mit »-jährig« neben dem Alter natürlich auch eine Zeitspanne bezeichnen können: der fünfjährige oder 5-jährige Auslandsaufenthalt. Hier ist die korrekte Abgrenzung zu »-jährlich« zu beachten: bei einem zweijährigen Urlaub ist man zwei Jahre lang in Urlaub, bei einem zweijährlichen Urlaub macht man alle zwei Jahre Urlaub.

Und wie sieht es mit dem »50-jährigen Jubiläum« aus? Grundsätzlich haben die Kritiker recht, die hier einwenden, dass schließlich nicht das Jubiläum 50 Jahre alt wird. Jedoch ist diese Form mittlerweile in den Sprachgebrauch übergegangen und so geläufig, dass sie nicht mehr als falsch anzusehen ist – insbesondere, da sich die sprachlichen Alternativen, z. B. das »Jubiläum des 50-jährigen Bestehens«, eher umständlich gestalten.

Julian von Heyl am 27.11.12 | Kommentare (9) | Visits: 67985

Rubrik Kurz erklärt:

Die deutsche Sprache ist gespickt mit Fallstricken. Hier gehen wir auf ausgewählte Problemfälle ein und liefern kurze Erklärungen und Definitionen zu Schreibweise, Grammatik und praktischer Anwendung.

Kommentare

1  anonymous

Eine bessere Entsprechung für "50-jähriges Jubiläum" wäre nicht "Jubiläum des 50-jährigen Bestehens", sondern vielmehr das "50. Jubiläum (des Bestehens)". Siehe dazu auch: Wikipediaartikel über "Jubiläum"

Geschrieben von anonymous am 03.04.13 15:47

2  Julian von Heyl

In der Wikipedia steht: „Heute hat sich eingebürgert, jede jährliche Wiederkehr als Jubiläum zu bezeichnen.“ Im mir bekannten Sprachgebrauch hat sich das noch nicht eingebürgert, und auch die Wörterbücher haben davon noch nichts mitbekommen. Insofern wäre zunächst eher die Wikipedia-Aussage zu hinterfragen, als dass man aus ihr fragwürdige Formen wie "50. Jubiläum" ableiten könnte.

Geschrieben von Julian von Heyl am 03.04.13 16:03

3  Holger

Hierzu einige Anmerkungen:
a) Meine Lehrer (lange vor RSR) waren der Auffassung, dass Zahlwörter kleiner 13 auszuschreiben sind; also zweijährlich, nicht 2-jährlich usw.; zehn-, elf- und zwölfjährige Klassentreffen.
b) Ob Jubiläum oder Bestehen gesagt/geschrieben wird, finde ich beides gut, wo es nicht um Personen geht. Also um Firmen, Körperschaften usw. Im Vergleich mit dem Englischen, wo es 'anniversary" heißt. Will sagen: Ich finde es blöd, wenn ein Verein oder eine Firma '25. Geburtstag' feiert. Deutsch wäre hier demnach '25. Jahrestag' (des Bestehens / seit der Gründung) möglich.
c) Listig finde ich die Nutzung der Umschreibungen aus dem Hochzeitstagskalender: Goldenes Firmenjubiläum, Silberne Scheidung, usw.

Geschrieben von Holger am 15.11.15 18:23

4  Ulrich

Hallo Julian von Heyl!

Mit allem bin ich einverstanden, nur nicht mit dem Absatz, in dem es um "unter" und "über" geht. Diese beiden Wörter sind in diesem Fall nähere Bestimmungen. Das ist richtig. Doch worauf beziehen Sie sich? Sie beziehen sich nicht auf das ganze Wort "50-Jährigen". Wenn es so wäre, wäre Ihre Schreibweise richtig. Sie beziehen sich jedoch einzig und allein auf die Zahl bzw. das Zahlwort "50". Logisch ist damit nur "die Über-50-Jährigen".

Ein ähnliches Beispiel haben wir bei dem Kirchennamen "St.-Josefs-Kirche". Fälschlicherweise wird oft "St. Josefs-Kirche" oder "St. Josefskirche" geschrieben. Die Bezeichnung "Sankt" heißt "heilig" und bezieht sich nicht auf die Kirche, sondern auf den heiligen Josef, nach dem sie benannt ist. Mit Wortzwischenraum geschrieben wäre aber die Kirche heilig.

Wenn hierbei die drei Begriffe in einem Wort geschrieben werden, gilt das logischerweise auch für "die Über-50-Jährigen". Ich weiß nicht, wer die angegebene Schreibweise festgelegt hat. Für sinnvoll und logisch halte ich sie jedenfalls nicht.

Geschrieben von Ulrich am 24.03.17 17:42

5  R. Mulde

Vorschriften, Anweisungen, ... Wichtig ist zunächst, dass "in diesem unseren Lande" (H.Kohl) ein jeder so schreiben kann wie es ihm und ihr beliebt. Als recht praktisch hat sich erwiesen, dass das so geschieht, dass es leicht verstanden werden kann.

Feinheiten wie der erzwungene Konjunktiv nach der indirekten Rede sind wünschenswert, aber auch hier im Teilnehmerkreis nicht allerorten anzutreffen, denn man weiß oder ahnt ja, was gesagt werden sollte.

Weil dieser Standpunkt das Bestreben des Verfassers dieser Seite zu torpedieren droht (und zu Schwierigkeiten in der Benotung im Deutsch-Unterricht führte), dem es sichtlich um die "korrekte" Form der deutschen Sprache geht, ziehe ich das eben Gesagte schamvoll errötend wieder zurück.

Lassen wir einmal beiseite, was die üblichen Ratgeber wie Wahrig, Duden und sogar die unzuverlässige Wikipedia zum Besten geben: Welchen Grund kann es geben, nicht "81jährig" zu schreiben und dafür einen sprachfremden Bindestrich (oder ist das ein Minus-Zeichen?) in den Text zu basteln?

Sprache bzw. die Entwicklung der Sprache folgt nur selten Vorschriften. Taktgebend sind wohl eher die großen (heute Not leidenden) Zeitungs- und Buchverlage, sofern die Leute heute überhaupt noch Anderes lesen als das, was auf ihrem Handy oder auf der Speisekarte steht.

Nebenbei: Ich persönlich (!) präferiere "17jährig", weil es am kürzesten ist.

Geschrieben von R. Mulde am 02.05.21 03:41

6  Angela

Große Zustimmung meinerseits für den Kommentar von Ulrich aus dem Jahr 2017. Werden unter und über nicht an den ganzen Begriff gekoppelt, kann es zu Sätzen kommen, in denen man erstmal ins Stolpern gerät, wie z.B. "Die unter Fünfjährigen bleiben noch eine Weile im Kindergarten." versus "Die unter Fünfjährigen verbreitete Vorfreude auf die Einschulung." Da ist es doch viel eindeutiger, dass "Die Unter-Fünfjährigen" im Kindergarten bleiben, während sich "unter Fünfjährigen" die Freude auf die Schule ausbreitet.
"Über 80-Jährige sollten wir nichts Schlechtes sagen." Und "Über 80-Jährige sollten ein drittes Mal geimpft werden." ist ein weiteres Beispiel. "Über-80-Jährige sollten geimpft werden." Klar und deutlich.

Geschrieben von Angela am 01.11.21 16:34

7  Bergsigi

Woran erkennt man eigentlich bei einem Gespräch ob jemand von einem 18jährigen oder einem 18-jährigen spricht? Anders gefragt: Wie macht sich beim Sprechen der Bindestrich bzw. das Minuszeichen bemerkbar? Schlimm wenn man eine Sprache in ein Korsett zwingen muß!

Geschrieben von Bergsigi am 16.12.22 17:20

8  Franziska Giraffe

Meine Mutter, Jahrg. 1927, hatte Germanistik studiert, war Lehrerein und litt sehr darunter, dass im Radio/Fernsehen der Konjunktiv immer seltener verwendet wurde. Als Jugendliche amüsierte es mich, heute sehe ich es ähnlich und staune, wie viele orthographische/grammatikalische etc. Fehler produziert werden.

Im Grunde wäre es relativ egal, wie was geschrieben wird, möchte der ein oder andere schnell antworten.

Ich erlebe jedoch das Gegenteil: Immer mehr (noch mehr!) Missverständnisse werden generiert, Texte immer schwerer verständlich, weil ohne jegliche Satzzeichen drauf los geschrieben wird (SMS-Stil). Das erschwert das Verständnis ungemein und sorgt oft für Verwirrung.
Auch ich bin mittlerweile so verunsichert, dass ich manchmal die einfachsten Wörter nicht mehr schreiben kann. Vor der Rechtschreibreform ist es mir nicht so ergangen.

Ein humorvolles Beispiel habe ich in Form einer Postkarte gesehen, das ich sehr treffend finde:
Satzzeichen retten Leben: Komm wir essen Opa!

Darin wird deutlich, wie wichtig ein kleines Strichlein oder Pünktchen sein kann; ein komplett neuer Sinn kann sich ergeben!

Leider macht auch vor der Sprache der oberste Grundsatz "immer schneller" nicht Halt. Keiner nimmt sich mehr die Zeit, etwas in Ruhe zu schreiben oder Lesen (Lektoren, die viele Fehler auch in renomierten Printmedien übersehen), alles muss schnell schnell gehen. Darunter leidet meines Erachtens die Sprache selbst und die schon erwähnten Missverständnisse werden mehr. Das kostet dann im Nachhinein richtig viel Zeit, selbige zu lösen ;-)))!!

Ich wünsche allen ein gutes 2023 und immer genug Zeit fürs Wesentliche, was immer er darunter verstehen mag.

Geschrieben von Franziska Giraffe am 03.01.23 13:13

9  Lena

Gibt es eine zweite Quelle für die über 50-Jährigen? Dass in einer Großtagepflege unter Dreijährige betreut werden sollen, kommt mir sehr, sehr falsch vor. (Und ja, ich schreibe jetzt einfach "Kinder unter drei Jahren". Aber ich wüsste schon gerne, ob es hier mit meinem Kommentar 3:1 steht, oder ob es doch weitere Autorität für diese merkwürdige Schreibweise gibt.)

Geschrieben von Lena am 15.06.23 13:00

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