Nachgefragt
dahinterher sein
Speziell dem eher alltäglichen Sprachgebrauch sind manche Adverbien zuzuordnen, die de facto nur in bestimmten Wendungen vorkommen. Hierzu gehört auch »dahinterher«, was in exakt dieser Schreibung im Duden steht. Aber sind hier nicht auch andere Schreibweisen denkbar?
Frage:
Verfolgt man etwas zielstrebig, so ist man hinter einer Sache her. In diesem Zusammenhang verzeichnet der Duden auch das Adverb dahinterher, verbunden mit dem Hinweis, dies komme nur in der umgangssprachlichen Verbindung »dahinterher sein« vor. Speziell in der 1. oder 3. Person kommt mir diese Schreibweise aber doch merkwürdig vor: »Ich bin hinter der Sache her«; aber: »Ich bin dahinterher«? Umgangssprachlich pflegt man das »da« bekanntlich auch an den Anfang zu stellen, wenn man seiner Aussage Nachdruck verleihen will: »Da bin ich hinterher.« Müsste dann nicht auch »Ich bin da hinterher« richtig sein?
Julian von Heyl, korrekturen.de
Antwort:
Es ist ganz interessant, dass Zusammenschreibungen in der ersten und dritten Person Singular gelegentlich weniger akzeptabel erscheinen als im Infinitiv – als man das Verb »dasein« noch so schrieb, hatte man explizit die dritte Person (»da ist«, »da war«) von der Schreibung in einem Wort ausgenommen. Aber das war meines Wissens immer nur eine Ausnahme gewesen.
Dass bei zusammengesetzten Adverbien die sogenannte Tmesis* auftreten kann, führt in der Tat dazu, dass neben »Wohin willst du?« und »Du willst wohin?« auch »Wo willst du hin?« und »Du willst wo hin?« (meist eine besondere Betonung des »wo« signalisierend) im Schreibgebrauch zu finden sind. Möglicherweise wirken sich hier die Alternativen »Wir wissen, wohin du willst« und »Wir wissen, wo du hinwillst« aus – eine irgendwo ausformulierte Rechtschreibregel zu dem Thema ist mir nicht bekannt, und sie wäre vermutlich auch so komplex, dass sie kaum jemandem weiterhelfen würde.
Jedenfalls ist nach meiner Ansicht »Ich bin da hinterher« eine durchaus zulässige Schreibweise.
Dr. Werner Scholze-Stubenrecht, Leiter der Dudenredaktion
———
* Tmesis, die; -, Tmesen [lateinisch tmesis ← griechisch tmẽsis, eigentlich = das Schneiden, zu: témnein = schneiden, zerteilen] (Sprachwissenschaft):
Trennung zusammengehörender Teile eines zusammengesetzten Wortes, wobei häufig andere Wörter, Satzteile dazwischengeschoben werden
(z. B. umgangssprachlich, besonders norddeutsch: da hast du kein Recht zu, für: dazu hast du kein Recht).
© DUDEN – Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, 4. Aufl. Mannheim 2012 [CD-ROM]
Julian von Heyl am 08.11.11 | Kommentare (1) | Visits: 30379
Rubrik Nachgefragt: Auch die Fachliteratur hilft nicht mehr weiter? Wir haben nachgefragt und kompetente Antwort erhalten: Die Dudenredaktion klärt für uns grammatische und orthografische Zweifelsfälle der deutschen Sprache. Unser Tipp: Schnelle Telefonauskunft erhalten Sie bei der Duden-Sprachberatung. |
Kommentare
1 Ronald
Ich habe in einem vergleichbaren Zusammenhang geschrieben: Ich bin dahinter her.
Geschrieben von Ronald am 25.01.12 16:14
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