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Kurz erklärt

oft, öfter, am öftesten

Das Adverb oft ist in mancherlei Hinsicht ein interessanter Fall. Obgleich es sich gegen eine attributive Verwendung sperrt – es gibt »häufige Fehler«, aber nicht »ofte Fehler« –, lässt es sich wie ein Adjektiv steigern.

Waschechte Adverbien wie »beinahe« oder »ungefähr« erkennt man unter anderem daran, dass es keine Steigerungsformen von ihnen gibt. Von dieser Regel gibt es allerdings Ausnahmen, zu denen neben »wohl« auch »oft« gehört. Doch während wohl, wohler, am wohlsten durchaus geläufige Steigerungsformen darstellen, gibt es bei der Komparation oft, öfter, am öftesten einige Besonderheiten zu beachten:

  • oft: Die Grundform (fachsprachlich: der Positiv) oft hat wie schon erwähnt die Einschränkung, dass eine attributive Verwendung als falsch gilt. Stattdessen wird zumeist »häufig« verwendet: »Wir gehen oft ins Kino«; aber: »unsere häufigen Kinobesuche«.
  • öfter: Der Komparativ zu »oft« lautet »öfter«: »Wir gehen öfter ins Kino als unsere Nachbarn.« Umgangssprachlich wird öfter auch als attributives Adjektiv verwendet: »Das Spiel war von öfteren Unterbrechungen geprägt.« Beim Adverb öfters handelt es sich um eine der Umgangssprache zugerechnete Variante, die allerdings in Österreich als standardsprachlich gilt.
  • am öftesten: Der Superlativ am öftesten ist zwar möglich und nach Duden korrekt, jedoch wird hier in der Regel »am häufigsten« vorgezogen – auch wir empfehlen diese gebräuchlichere Form.

In der gehobenen Sprache wird als absoluter Komparativ auch »öfterer« oder »öftrer« verwendet: »Man spricht selten von der Tugend, die man hat, aber desto öftrer von der, die uns fehlt« (Lessing). Diese Varianten gelten aber weitgehend als veraltet.

Eine Besonderheit ist die Form des Öfteren mit der Bedeutung »häufiger«: Die nach neuer Rechtschreibung obligatorische Großschreibung legt nahe, dass es eine Substantivierung »das Öftere« geben müsste, was allerdings – anders als bei »des Näheren« oder »des Weiteren« – nicht der Fall ist. So wundert es nicht, dass Reformgegner gerne über die mit der Rechtschreibreform scheinbar neu eingeführte Gestalt »der Öftere« spotten.

Julian von Heyl am 15.10.13 | Kommentare (11) | Visits: 17425

Rubrik Kurz erklärt:

Die deutsche Sprache ist gespickt mit Fallstricken. Hier gehen wir auf ausgewählte Problemfälle ein und liefern kurze Erklärungen und Definitionen zu Schreibweise, Grammatik und praktischer Anwendung.

Kommentare

1  Yürgen Oster

öftere Unterbrechungen? Biste da sicher?

Geschrieben von Yürgen Oster am 17.01.14 23:14

2  Carsten Wasow

In Österreich ist offenbar die Steigerungsform "am öftesten" durchaus üblich. Ich habe Sie dort bereits mehrfach sogar im Radio gehört.

Geschrieben von Carsten Wasow am 12.08.14 08:26

3  A Reisinger

Auch in Südbayern ist "am öftesten" geläufiger als "am häufigsten" (welches man im bayrischen Dialekt gar nicht verwendet).

Geschrieben von A Reisinger am 07.09.15 10:33

4  Juljana Wrede

Ich bin verwundert über die Abwesenheit der Alternative "am oftesten", die ich verwenden würde. Ist das denn gänzlich falsch? (Mal abgesehen davon, dass ich wohl auch eher "am meisten" oder "am häufigsten" verwenden würde)

Geschrieben von Juljana Wrede am 08.05.16 23:40

5  a-z

Liegt es nur an meinem Sprachempfinden?

"Am oftesten" klingt für mich grässlich. Ich würde es immer durch "am häufigsten" oder "am meisten" ersetzen.

"Ich gehe oft ins Kino" heisst regelmässig, zB alle 2-3 Wochen.
Wohingegen "Ich gehe öfter (mal) ins Kino" mich auf unregelmässige, zufallsgesteuerte Besuche, zB alle 1-3 Monate schliessen lassen.
Dieser Fall wäre dann eher eine Art negativer Steigerung.
Gerne auch als "öfters mal"...

Apropos Umgangssprache:
Das schon fast als grassierend bezeichenbare "ebend" oder auch "ehmt", das sich anscheinend (ja, ich kenne den Unterschied noch) insbesondere in den weiter östlich gelegenen Bundesländern grösserer Beliebtheit zu erfreuen scheint, taucht immer mal wieder schriftlich auf.

- Wobei dies allerdings in den 80ern (?) auch als Pointe in "Sketchup" (Stichwort: Ein Pfund Nackend) Verwendung fand.
Hoffentlich wird ihm nicht die (falsche) Duden-Ehre zuteil, die bereits "wegen dem" erfahren durfte.

Wenigstens bei "zwegens" kann man sich derzeit noch der Scherzhaftigkeit sicher sein...

Geschrieben von a-z am 14.05.16 14:13

6  Die Dumpfbacke

Ihre Antwort hat uns gut gehelft

Geschrieben von Die Dumpfbacke am 24.07.16 12:30

7  Dorothee Rossi

Hi,
kann man anstatt öfter auch oefter schreiben wenn man zB kein ö hat?
Danke im Voraus

Geschrieben von Dorothee Rossi am 27.04.17 11:41

8  Gerald Schlung

Selbst die Experten der deutschen Sprache sind hier am Schwimmen:
Z. B.:
"Er schliff in der Garage die Kufen des Schlittens und schleifte ihn nach draußen"
So soll es richtig sein - aber das Schleifen beider Vorgänge ist artverwandt. Eine bessere Festlegung wird dringend empfohlen!
Mit wissenschaftlichen Grüße
Gerald

Geschrieben von Gerald Schlung am 12.07.17 17:08

9  ina

Meines Empfindens nach, wird sich der Superlativ für das Adjektiv "oft" nur auf "zu oft" festlegenlassen. Was sowohl im negativen, als auch im positiven Sinne - all zu oft - Sinn macht.
Wann hingegen die Meist-, Höchst- oder Gipfelstufe erricht ist - und vor Allem, wie - möchte ich mir nicht ausmalen.
Genug ist eben genug ! In jeder Hinsicht.
Oder, manchmal geht nicht Mehr.
Sehr oft bauen wir eben Brücken, wo wir springen könnten.
;-)))

Geschrieben von ina am 14.12.17 00:24

10  Stefan

@ina: "Sinn" kann man nicht machen :D

Geschrieben von Stefan am 29.11.19 10:56

11  a-z

@Stefan:
Dann wollen wir mal hoffen, dass ina das auch liest, wenn sie in 2 Jahren wieder hier vorbeikommt(

@Gerald:
Was ist denn wissenschaftlich am fehlenden n in "Mit wissenschaftlichen Grüße"?
Apropos: Wenn schon - denn schon:
Richtig muss es heissen: ...sind hier am Schwimmen am dran am sein...

@Dorothee:
"kann man anstatt öfter auch oefter schreiben wenn man zB kein ö hat?"
Ja.
- Eine der Alternativen unter Windows:
alt + 246
Wobei die 246 auf dem Ziffernblock rechts zu tippen ist, während die alt-Taste festgehalten wird.
Beim Loslassen erscheint das kleine "ö".
ä = 228, ü = 252; ÄÖÜ = 196 214 220

Geschrieben von a-z am 29.11.19 13:58

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